Am 4. Oktober 1924 wurde die Rennstrecke von Linas-Montlhéry mit seinen zwei gigantischen Steilkurven eröffnet. Permanente Rennstrecken waren damals noch eine Seltenheit, wurden die Rennen doch meist auf öffentlichen Straßen ausgetragen. Brooklands und Indianapolis waren die ersten, es folgten Monza 1922 und Sitges-Terramar 1923. In der Rekordzeit von nur sechs Monaten errichteten 2000 Arbeiter die 2548m lange Piste.
Am letzten Wochenende wurde nun das 100 Jährige Jubiläum auf dem Gelände südlich von Paris gefeiert. Zu den Besuchern gesellten sich zahlreiche Clubs mit ihren Mitgliedern und die über 600 Fahrzeugen standen nach Nationalität aufgeteilt beieinander. Größte Gruppe war natürlich die der französischen Marken, wo auch wir mit unserer Alpine A310 parkten. Dazu kamen noch die ca 350 Rennwagen und Motorräder die in verschiedenen Kategorien unterteilt ihre 15 minütigen Demoläufe auf der Rennstrecke absolvierten. Mit dabei Bugatti T35 und T37, Talbot Lago, Delahaye, Riley, Aston Martin oder Bentley, aber auch De Tomaso Pantera, Ford GT40 oder ein Porsche 356 pre A Coupé Le Mans von 1952. Klasse war auch der Citroën „Petite Rosalie“ Rekordwagen von 1933 oder der Enten-Roadster „2CV Barbot Yacco Spezial“ von 1953, der mit 348 cm3 und 14PS gut 100 km/h erreicht und damals in Montlhéry neun verschiedene Geschwindigkeitsrekorde in seiner Klasse gefahren hat.
Es war für mich ein kleines Jubiläum, vor genau 30 Jahren war ich zum ersten Mal auf dem Pariser Autosalon und habe ihn bis 2018 regelmässig besucht. Danach ging’s bergab mit den Auto Messen. Lohnte sich der Besuch 2024?
Um es vorweg zu nehmen: Ja! Es gab jede Menge interessanter Neuheiten zu erleben. Obgleich viel Hersteller nicht am Start waren, rissen es die Franzosen raus. Allen voran Renault, die hier nach dem R5 nun den neuen R4 vorstellten. Auch reinelektrisch und auf der selben Plattform basierend und wahlweise mit korbgeflochtenem Baguette-Halter ausgestattet.
Daneben stand der knuffige eng am Original angelehnte Twingo E-Tech Electric Prototype, der für unter 20.000 Euro ab 2026 zu kaufen sein soll. Etwas verschämt und schlecht beleuchtet das Concept Car „Embleme“, ein auf Effizienz ausgelegtes Familienauto, welche live und in Farbe aber noch pummeliger daherkommt als auf den Fotos und eine klare formale Message schuldig bleibt. Ein weiterer Griff in die Nostalgiekiste war der R17 Electric Restomod, der in Zusammenarbeit mit dem französische Designer Ora Ïto entstand und das legendäre Sportcoupé Renault 17 der 70er Jahre neu interpretiert. Carbon-Karosserie, retro-futuristisches Interieur und exklusive Galactic Brown Farbe.
Besonders begeistert haben mich die unter dem Label Mobilize ab 2025 an den Start gehenden vollelektrische Kleinstwagenmodelle Duo und Bento, einer mit zwei Sitzen, der andere benannt nach der Japanischen Essensbox als Kleinsttransporter für die Innenstädte. Beide sollen die urbane Mobilität neu definieren. Dazu gesellt sich als Concept der große Bruder „Estafette“ für Geschäftskunden, ein Lieferwagen mit Schiebetüren und hypermodernem knallgelben Interior. Ähnliches hatte Renault bereits 1994 auf dem Pariser Salon mit dem Modus Concept gezeigt, der als Lieferwagen, Taxi oder Pick-up konzipiert war.
Alpine hatte einen schönen Stand mit A290 und dem Alpenglow Prototype 02. Neu enthüllt wurde aber der A390ß, ein sportlicher Elektro-Crossover, der so ähnlich im nächsten jähr in der Fabrik in Dieppe vom Band laufen soll. Mit normalem Interior dann…
Dacia zeigte den Besuchern des Pressetages den neuen Bigster als Flaggschiff der Marke. Im Rallyesport will man im nächsten Jahr mit dem Wüstenrennwagen „Sandrider“ bei der Paris-Dakar antreten. Viel Erfolg!
In der Halle 4 konnte man die Neuheiten von Citroën sehen. Viel Rummel wird hier um den runderneuerten Kleinwagen „Ami“ gemacht. Die neue Front und Heckpartie steht im gut und auch das Interior ist einfach nur klasse. Mit vielen Ablagen und lustigen Details wünscht man sich, dass mehrere Hersteller sich in ein solches Segment wagen würden. Als Blickfang gibt es auch noch eine Buggy-Version mit offenen Türen und Surfbrett an der Seite. Daneben drehte sich der C5 Aircross Concept mit neuem Logo und Scheinwerferdesign. Das grün steht ihm überhaupt nicht und irgendwie wirkt er etwas uninspiriert.
Etwas ratlos aber doch fasziniert war ich vom Inception Concept. Gerade Kanten mit gespannte Flächen verbunden ergeben die Aussenhaut. Die riesige Verglasung hat besondere thermische Eigenschaften mit Multi Chrom Behandlung aus der Raumfahrt und reflektiert das Licht in verschiedenen Farben. Der Innenraum scheint einem Raumschiff entliehen, die bauklotz-förmigen Sitze sind mit silbrig schimmerndem Samt bezogenen. Scharfe Kanten, so radikal, wie es nicht mal in den 70ern war.
Was gabs sonst noch?
Bei BMW standen die „Neue Klasse“ und die „Neue Klasse X“ und zeigten, wohin die Reise mit den Bayern geht. Alfa Romeo stellt und den kleinen Junior als „Ibrida“ vor und präsentiert als Schmuckstück nochmals den 33 Stradale, der demnächst an seinen ersten Kunden ausgeliefert wird. Dazu gibt es einen ordentlichen Kaffee!
Bei Audi ist die Zeit, als noch Weisswurst und Bier gereicht wurde lange vorbei. Es wird gespart, der Stand war klein und eng und an der Bar mussten labberige Mini Brötchen genügen. Genau so erschien mir auch der brandneue Q6 Sportback e-tron. Bei VW gegenüber lernten wir den Tayron kennen, der sich über dem Tiguan positioniert. Daneben steht der ID.GTI Concept. Skoda hatte den Elroq dabei und Kia den EV3.
Und dann waren da ja noch die Chinesen. Stellantis gründete jüngst ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Leapmotor Konzern und erhofft sich so Zugang zu günstige E-Auto-Technologie. Im Gegenzug werden zunächst die beiden Modelle T03 und C10 nach Europa importiert und über das bestehende Händlernetz vertrieben.
Bei Xpeng in Halle 4 stand der neue P7+. Alle anderen chinesischen Hersteller versammeln sich in Halle 5, darunter GAC mit dem neuen SUV Aion V, Dongfeng Forthing mit der Limousine Xinghai S7, BYD mit dem Sealion 7.
Und auch Tesla gab sich hier die Ehre. Ziemlich am Rand und fast schon dilettantisch wirkte der Stand, den es im eigentlichen Sinne garnicht gab. Die Fahrzeuge standen auf der ihnen zugeteilten Fläche auf dem blanken Hallenboden und waren dazu noch schlecht beleuchtet. Ganz vorne der monströse Cybertruck. Er wirkte wie aus einer anderen Zeit und steht auf Gummiplatten umrandet von einem dünnen Absperrseil, damit man ihm nicht zu nahe kommt. Schöne neue Welt.
Matra-Fans konnten die Highlights der Firmengeschichte besichtigen, die aus dem Museum nach Paris gebracht wurden und zahlreiche Filmautos gibts in der Ecke der „Pop Culture“ zu sehen. Zum Abschluss laufe ich noch durch die Sonderausstellung mit dem Titel „On n’arrete pas le progrès“ , „Wir stoppen den Fortschritt nicht“. Mit diesem Eindruck verabschiedete ich mich vom Salon de l’Automobile 2024. Au revoir Paris.
Der zweite Stopp der 2024 Luftgekühlt Europa-Tour war nun in Kopenhagen. Die weite Anreise hat sich gelohnt, schon das Pre-Event bei sommerlichen Temperaturen am Freitag Abend im Meatpacking District war ein Highlight und die Early Bird Tour über die Öresundbrücke nach Schweden unvergesslich. Am Samstag dann das eigentliche Treffen am Flughafen mit 270 Fahrzeugen und 1500 Zuschauern.
Die ganze Sache startete also auf dem ehemaligen Schlachthofgelände Kødbyen am Freitag Abend. Nach und nach strömten luftgekühlte Porsche aller Modelljahren auf den riesigen, trendigen Industriekomplex und parkten kreuz und quer zwischen den Gebäuden mit Bars, Restaurants und Galerien. Hier, wo am Wochenende sowieso viel los ist, war es nun proppenvoll und die Stimmung war bombastisch.
Am Samstag ging es früh raus, um 5 Uhr klingelte der Wecker, denn eine Sonnenaufgangs-Tour über die Öresundbrücke -die Dänemark mit Schweden verbindet- stand auf dem Programm. Knapp 200 Autos versammelten sich gegen 6 Uhr auf einem Parkplatz in der Nähe der Tunneleinfahrt und kurz darauf ging es auch schon auf die ca 16 Kilometer lange Strecke und zurück. Im zweispurigen Pulk blockierten wir zeitweise die Straße und einige Pendler wunderten sich sicher etwas über das Spektakel, welches so wohl aber nie wieder vorkommen wird. Die aufgehende Sonne tränkt die Szenerie in orangenes Licht, als wir die knapp 8 Kilometer lange Brücke überfahren. Die Mautgebühr von 121 Euro brauchen wir nicht zu bezahlen und den Reisepass müssen wir auch nicht vorzeigen. Wir fahren einfach im Pulk am Schalter vorbei und dann wieder zurück nach Dänemark zum Flughafen, wo LuftCPH stattfindet.
Die Organisatoren Jeff Zwart und Patrick Long hatten gemeinsam mit ihrer dänischen Crew alle Hände voll zu tun, die ankommenden Autos auf dem Areal zu verteilen und optisch maximal in Szene zu setzen. Das ist nunmal das Konzept der Veranstaltung. Mittelpunkt ist das Vilhelm Lauritzen Terminal von 1939, ein Meisterstück des dänischen Modernismus. Dieses musste 1999 dem ursprünglichen Standort weichen und wurde kurzerhand in Teilkomponenten zerlegt und einige Kilometer weiter wieder originalgetreu aufgebaut und dient seitdem als Ort für Veranstaltungen oder Staatsbesuche.
Unter dem Vordach am Haupteingang stand heute auf einem Holzpodest ein indischroter 959S, ging man durch die Drehtür ins Innere, erschloß sich die ganze Schönheit der ehemaligen Ankunftshalle und man konnte die fallesamt silbernen Porsches bestaunen, die wie zufällig drapiert zu sein schienen. 356 Speedster, Coupé, 904 Carrera GTS oder 911F-Modell. Auf der hinteren Seite des Gebäudes stehen weitere Highlights in Form eines 914/6, 911 RSR, 934 Flachschnauzer oder 962 im Jägermeister Dress. Daneben ein 917 von David Piper. Und auch ein Flugzeug mit Porsche 3,2 Liter Boxermotor Motor gab es zu bestaunen. Eines von nur 40 jemals gebauten Mooney M20L PFM.
Im angrenzenden Hangar mit Holzgewölbe wurden weitere Highlights zur Schau gestellt. In der Mitte ein blauer 550 Spyder und an den Seiten einige 356er, einige als Knick- oder sogar Geteiltscheibe. Auch der erste 1965 nach Dänemark ausgelieferte 911er war zu sehen.
Wir parkten mit der Gruppe der von David Campo gegründeten Roughneck Brigade vor den Food-Ständen mitten im Geschehen und kamen so mit allerlei Besuchern ins Gespräch. Überhaupt war es prima, so viele Porsche und dazugehörige Fahrer aus Norwegen, Schweden, Polen, Litauen, den USA oder Dänemark zu treffen, die man bei uns in Deutschland nicht so oft zu sehen bekommt. Es war international.
Ein ziemlich besonderes Ausstellungsstück stand direkt neben unserer Reihe von 911ern. Der sandfarbene Carrera 3.0 IROC RSR von 1974, der einst von Emerson Fittipaldi gefahren und danach irgendwann in den Besitz des kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar gelangte, der ihn umbauen ließ. Inzwischen ist er wieder im Originalzustand und von den Kokainspuren befreit.
Der Nachmittag verging im Fluge und auch Zeit für ein kleines Nickerchen im Schatten eines Baumes blieb, bevor um 17h Schluß war und der Abbau und Abtransport der Fahrzeuge begann, bzw für die dann doch eher etwas maue After Partry umgebaut wurde. Spät wurde es nicht bei uns und wir freuten uns auf den nächsten Tag, an dem wir noch etwas mehr von dieser fantastischen Stadt Kopenhagen sehen konnten. U.a. auch die berühmte von Arne Jacobsen gestaltete Tankstelle von 1937, an der wir auf unserer Heimreise noch kurz Stopp gemacht haben.
Die Idee zur Tour zu den Lofoten kam irgendwann im Winter auf. Warum eigentlich nicht, haben wir uns gedacht. Mal nicht nur in die Alpen im Sommer, sondern in den Norden. Also haben wir Kartenmaterial bestellt und uns an die Planung gemacht. Auch Stefan Bogners „Curves Norwegen“ Magazin war ein guter Ratgeber für die Ausarbeitung der Strecke. Schnell stand fest, dass wir ungefähr zwei Wochen bis zum Ziel brauchen würden und nochmal solange wieder zurück. Tagesetappen von ca 200-300 Kilometern schienen uns realistisch, um auch die Landschaft genießen zu können und auch mal einen Tag Pause zu machen. Insgesamt sollten so 8200 unvergessliche Kilometer dem Zählwerk unseres Carrera 4 hinzugefügt werden und das ohne auch nur eine einzige Panne.
Eigentlicher Startpunkt war dann Sylt, die nördlichste Insel Deutschlands, wo wir Ende Juni das Petro Surf Festival besucht haben und von dort weiter durch Dänemark bis Hirsthals gefahren sind. Am Nachmittag bringt uns dann die Fähre in knapp drei Stunden nach Kristiansand in Norwegen und als wir von Bord gehen, fühlen wir uns ein wenig wie ein Seefahrer, der zum ersten Mal neues Land betritt. Das Abenteuer beginnt.
Am nächsten Morgen lassen wir Kristiansand zurück und fahren Richtung Stavanger, zunächst ein Stück über eine neugebaute Autobahn, die mal kurzerhand in den Fels gesprengt wurde. Sie ist, wie fast alle Straßen hier, ziemlich neu und in perfektem Zustand und geht durch viele Tunnel und über viele Brücken. Und natürlich herrscht Tempolimit. Meist 80, mit Glück mal 90 oder auf den wenigen Autobahnkilometern 110. Das wars. Man braucht Zeit in Norwegen und so gleiten wir also meistens bei 2000 Touren im fünften Gang umher und stellen mit 8,4 Litern einen neuen Spritspar-Rekord auf. Auch sehen wir hier den ersten Polizisten, der mit einer Radarpistole in seinem Campingstühlchen sitzend am Straßenrand auf Temposünder schießt. Es sollte der einzige auf der gesamtem Reise bleiben.
Da wir nicht nur im Auto fahren wollen, bauen wir ein paar Ausflüge ein. Z.B. die Wanderung zum Preikestolen, einem imposanten Felsvorsprung mit grandiosem Ausblick über einen 600 Meter tiefen Abgrund hinab zum Lysefjord. Man sollte aber gut in Form sein, um die teils steilen Anstiege und den Slalom um die Mitwanderer aus Indien, China oder Japan zu bewerkstelligen, es ist halt eine der Hauptattraktionen der Region.
Wir fahren weiter über die Ryfylke Road (Fv.520) zwischen Sauda und Røldal in Hardanger. Sie ist eine der 18 nationalen Touristenstaßen genannten „Scenic Routes“ und ein echtes Highlight. Obwohl es in Strömen regnet, ist die Fahrt ein Genuss. Die Landschaft mit den grün-grauen Felsen erinnert entfernt an den Grimselpass, und das hinter jeder Kurve in einer neuen Variante! Auf ca 900 m.ü.M. liegt noch Schnee und wir treffen die ersten Schafe, die hier gern am Straßenrand stehen und von den Autos wenig beeindruckt fressen oder schlafen.
Weiter über die Rv.13 nach Eidfjord, über die extrem kurvige RV.7 durch einen 360 Grad-Tunnel, der sich selbst nochmal durchkreuzt und auf dem Navi entfernt wie eine Brezel aussieht, kommen wir zum Vøringsfossen-Wasserfall. Mit 182 Metern Fallhöhe ist er eine Wucht und man kann das Spektakel bestens von einer Aussichtsplattform und der das Tal überspannenden, 2020 vom Architekten Carl-Viggo Hølmebakk erbauten Treppenbrücke in X-Form beobachten. Zum Hotel in Geilo ist es noch eine gute Stunde, die uns über die Hardangervidda, die größte Hochebene Nordeuropas führt. Die spektakuläre Landschaft durchkreuzen wir bei 6 Grad Celsius und Nieselregen, hüpfen nur mal kurz aus dem Auto, um ein paar Fotos zu machen. An den Einsatz der Drohne, die wir im Hinblick auf die Reise angeschafft haben, ist hier nicht zu denken.
Die Weg nach Lærdal ist ein besonders schöner. Es sind nur 150 Kilometer, aber viele Kurven und teils sehr schmale Bergstrecken. Der Vorteil ist, dass hier kaum Camper unterwegs sind. Diese befahren oft die Hauptachsen und kommen uns auf den meisten Teilen dieser Reise kaum in die Quere. Am Strandavatnet vorbei über die Hochebene Aurlandsdalen mit endlos verbunden scheinenden See und Flüssen umringt von grünen Wiesen. An deren Ende liegt Vassbygdi, um dort hinunter zu gelangen muss man über eine steil abfallende Bergstraße mit zahlreichen Haarnadelkurven fahren. Ein Großteil dieser Strecke liegt jedoch im Berg! Ein Stück weiter noch bis Aurlandsvangen. Dort fahren wir nicht in den Lærdalstunnel, den mit 24,5 Kilometer längsten der Welt, sondern wir nehmen die darüber verlaufende Passstraße über das Aurlandsfjellet. Diese „Snowroad“ ist ziemlich schmal, geht bis auf 1306 Meter hoch und ist nur wenige Monate im Jahr geöffnet.
Lærdalsøyri am Sognefjord ist das Ziel, ein kleines Nest dass durch ein paar originalgetreu erhaltenen Häuser im Ortskern bezaubert. Wir wohnen hier im Lindstrøm Hotel, welches Zimmer und Restaurant in den den alten Haupthäusern, aber auch in einem Gebäude aus den 60er bereitstellt. Eine ganz wunderbare Kombination der zwei Epochen. Gleich um die Ecke ist das Lærdalsøren Motor Guesthouse, ein Mekka für Porsche Fans. Am Eingang steht ein Rotnasen-Traktor, es gibt Porsche Charging Stationen und im Innern hängen die Wände voll mit Fotos und Erinnerungsstücken. Wir schauen hier das das Viertelfinalspiel Deutschland-Spanien und verlieren 2:1 nach Verlängerung. Nunja, ich freue mich für Susana und darüber, mal wieder ein paar Bier getrunken zu haben. Das gewöhnt man sich hier schnell ab bei Preisen von um die 10 Euro pro Glas.
Der neue Tag beginnt mir der Fahrt durch den schon erwähnten Lærdalstunnel und es sollten heute noch viele weitere werden. Insgesamt verbringen wir über 60 Kilometer unter Tage. Maulwurfstyle. Um die Fahrer bei Laune oder wach zu halten, ist dieser ab und zu farbig beleuchtet. Das Lichtspektakel gipfelt nach halber Fahrtstrecke in einer riesigen unterirdischen Kuppel, die blau und pink leuchtet. Da könnten sich die Schweizer mal ein paar Ideen holen. Am Nachmittag erreichen wir das Gaulargebierge (Gaularfjellet), welches den Sognefjord mit der bergigen Sunnfjordregion verbindet. Auch hier ist wieder einer dieser architektonisch interessanten Aussichtspunkte. Die Ecken der vom Büro Code Architecture aus Oslo entworfenen dreieckige Betonplatte sind nach oben geknickt und begehbar und bieten einen tollen Ausblick auf die darunterlegende Bergwelt. Aus der Luft erst erschließt sich die ganze Leichtigkeit des Entwurfs, der wie ein Papierflieger dort gelandet zu sein scheint.
Bei der Planung der Route hat oft ein schönes Hotel im Nirgendwo das Ziel der Etappe vorgegeben. So auch das Fjordstove Hotel in Fjærland, einem kleinen Ort, in dem seit dem Bau der Umgehungsstraße auf der gegenüberliegenden Seite des Sognefjords, an dem schon Kaiser Wilhelm II urlaubte, nicht mehr viel los ist. Das Hotel ist im Prinzip seit dem Bau 1937 nie verändert worden, im Salon stehen hunderte Bücher und ein Piano und im Restaurant werden die Gäste mit Blick auf das Wasser und den nahegelegenen Gletscher verwöhnt. Am Abend scheint schon hier die Sonne nicht untergehen zu wollen. Um 23 Uhr ist es noch hell, aber bis zum Polarkreis sind es noch knapp 1000 Kilometer.
Die Fv.55 führt ca 100 km über das Sognefjellet und ist mit 1434m der höchste Pass in Nordeuropa. Das Sognefjellhytta Berghotel bietet sich für einen Mittagsstopp an und ist ein weiterer kreativer Architektenentwurf (Büro Jensen & Skodvin). Der Erweiterungsbau dient als Eingang und verbindet seit 2015 die beiden Hauptgebäude mit Dreiecken aus Holz und Glas, die das Licht herein und den Blick auf die Landschaft herauslassen. Weiter umrunden wir den Jostedalsbreen-Nationalpark, der den größten Gletscher des europäischen Festlandes beherbergt. 500 Quadratkilometer groß und mit einer Eisdicke von fast 600m. Wir nähern uns Geiranger und man merkt es schon am Verkehr, dass dies ein Ort ist, an dem jeder Tourist hin will. Es ist ziemlich überlaufen hier, deshalb steigen wir erst garnicht aus. Der Fjord ist wohl der bekannteste von allen und UNESCO-Weltnaturerbe, seine Wasserfälle und Steilwände sind einzigartig und deshalb kommen hier auch die dicken Kreuzfahrtschiffe mit 2000 und mehr Passagieren hin. Diese können sich dann einen der unzähligen Renault Twizys mieten und die verschiedenen Aussichtspunkte in der Gegend ansteuern, um sich die ganze Schönheit nochmal von oben anzuschauen. Das machen wir natürlich auch, aber ohne Twizy. Und der Ausblick ist wirklich schön. Gegen 18h kommen wir am letzten Fähranleger an und müssen eigentlich nur noch die kurze Strecke über den Fjord, aber irgendwas stimmt hier nicht. Die Fähre fährt nicht, denn drei Tage zuvor hatte sie den Anleger gerammt und der wird noch immer repariert. Keiner weiß Genaues. Wir warten eine halbe Stunde, denn den Fjord zu umfahren würde 4 1/2 Stunden denselben Weg zurück bedeuten und das wollen wir nicht unbedingt. Irgendwann sickern Informationen durch, dass es heute um 20h wieder eine Verbindung geben könnte. Oder aber erst morgen früh um 8h. Wir warten weiter. Gegen 19h dann die Nachricht, dass es um 20:20h eine Behelfsauffahrt fertiggestellt wäre und nach drei Tagen wieder ein Schiff fahren würde. Und genau so war es auch. Pünktlich legen wir ab und kommen noch rechtzeitig im Hotel zum Abendessen auf der anderen Seite an.
Von Sylte aus sind es nur knapp 40 Kilometer bis zur spektakulären Trollstigen (Trollleiter) Bergstraße, deren stark abfallender Abschnitt mit 11 Haarnadelkurven aber nach einem Felsrutsch für den Rest der Saison geschlossen bleiben wird. Das Plateau und der Aussichtspunkt ist aber geöffnet und loht sich auf jeden Fall. Schon die Fahrt dorthin ist ein Genuss, klasse Kurven umkreisen Seen, Brücken überqueren den Fluss, der von den zahlreichen Wasserfällen gespeist wird. Das Besucherzentrum und die aus Beton und verrostetem Stahl im zig-zack geformten Aussichtswege und -platformen, die einen Blick ins 800 Meter tiefe Tal bieten fügen sich erstaunlich gut in die Landschaft ein.
Am Meer angekommen, starten wir zur „Atlantic Road“, eine der schönsten Straßen der Welt! Sie verläuft von But nach Kristiansund, geht auf dem interessantesten Teilstück über acht Brücken von Vevang nach Kårvåg und verbindet die verschiedenen kleinen Inseln. Die Brückenkonstruktionen stammen aus den 80ern und dienten als Kulisse im 2021er James Bond Film „Keine Zeit zu sterben“.
An den nächsten beiden Tagen fahren wir längere Verbindungs-Strecken über die eher unspektakuläre Europastraße E6, die quer durch ganz Norwegen bis an die russische Grenze verläuft. Hier kommt man ganz gut voran und so erreichen wir unser Ziel, den Campingplatz von Yttervik in der Nähe von Mo i Rana. Er bietet neben Stellplätzen für Wohnmobile und rustikalen Hütten auch vier erst im letzten Sommer fertiggestellte, quaderförmige Containerbungalows, die über die Felsen direkt über dem Wasser zu schweben scheinen mit komplett verglaster Front und einem traumhaften Blick auf den Ranfjord. Komplett ausgestattet mit Bad und Küche haben wir kaum das Bedürfnis unser Heim für die nächsten zwei Tage zu verlassen. Man sieht die Wellenbewegungen im Wind, die Möwen vorbeifliegen und die sich minütlich ändernden Wolkenformationen.
Eine Wanderung machen wir aber trotzdem. Zum 50 Kilometer entfernten Svartisen Gletscher und auf der Rückfahrt fahren wir kurz zum Arctic Circle Raceway, der nördlichsten Rennstrecke der Welt. Hier finden im Sommer 24 Stunden Rennen komplett bei Tageslicht statt, heute ist hier ein Motorradrennen.
Nach Bodø fahren wir über die Helgelandskysten-Straße. Sie ist die längste der 18 Norwegischen Landschaftsrouten zieht sich etwas. Für die 330 Kilometer Strecke sind wir fast 10 Stunden unterwegs. Auch, weil wir zwei Stunden auf eine Fähre warten müssen, die am heutigen Samstag nicht so oft verkehrt. Man darf es halt nicht eilig haben und so erfreuen wir und an den Rentieren am Straßenrand, der Überquerung des Polarkreises oder machen Rast am Ureddplassen Aussichtspunkt, der neben einem Kriegsdenkmal, welches an ein im zweiten Weltkrieg gesunkenes U-Boot erinnert auch ein von HZA-Architekten gestaltetes, schicke Klohäuschen bereitstellt, dessen Dach sich schlaufenförmig aus dem Betonboden herausbildet. Es wurde von der britischen Presse zum “the world’s finest outdoor toilet“ gekührt.
Tag 14. Heute nehmen wir die Fähre von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten. Nach drei Stunden sehen wir die so typischen, kegelförmigen Berge immer näher kommen, sind voller Glück und haben den Eindruck am Ende der Welt angekommen zu sein. Was vor ein paar Monaten noch ganz weit weg und irgendwie unmöglich schien, ist nun war geworden. Wir haben es geschafft!
Wir essen was in Anitas Seafood Restaurant neben dem berühmten gelben Holzhaus, nicht weit vom Fähranleger entfernt. Das Dorf Reine ist ziemlich beliebt bei den Urlaubern, vor allem sehen wir viel Rucksacktouristen, die auch am Straßenrand entlanglaufen. Dann fahren wir weiter Richtung Henningsvær, wo wir vier Tage in der Trevarefabrikken bleiben. Die leerstehende, ehemaligen Möbel- und Kabeljau-Lebertranfabrik wurde 2014 spontan von vier Freunden gekauft und nach und nach zu einem Restaurant, Café, Bar und Hotel umgebaut, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verändern. Vielmehr ist es aber auch ein sich immer weiter entwickelnde Projekt und der kulturelle Hotspot auf der Insel mit Konzerten und Festivals und einer wunderbaren Terrasse mit Holzbänken und Blick auf den Vestfjord und die die Berge von Vestvågøya. Es ist für uns einer der schönsten Orte auf der ganzen Reise, eine Mischung aus entspannter Quirligkeit und totaler Ruhe. Wir genießen hier das Frühstück am Morgen und schauen den Möwen hinterher, trinken am Abend ein Bier, essen Pizza und beobachten, wie irgendwann die Sonne hinter den Bergen verschwindet, freilich ohne wirklich unterzugehen. Es bleibt einfach immer hell.
Einmal fahren wir um Mitternacht noch in den Norden, um die Sonne ganz nah am Horizont zu erleben und entdecken eine unwirkliche Welt aus Nebelschwaden und orangenem Licht und machen ein paar Fotos. Auf einem Golfplatz drehen tatsächlich einige Spieler ihre Runden, ansonsten begegnen uns aber kaum Menschen.
Auch die enge Küstenstraße zurück nach Henningsvær ist um 2 Uhr morgens leergefegt. Hier stauen sich sonst die Camper, speziell am Nachmittag versuchen alle noch in irgendeiner Parkbucht einen Übernachtungsplatz zu finden und quetschen sich nebeneinander. Tagsüber sind die Wanderdünen auf den Hauptstraßen unterwegs und es geht nur sehr gemächlich voran. Hier sind es deutlich mehr davon, als im ganzen Rest des Landes. Henningsvaer ist ziemlich populär, wohl auch wegen seines Fussballplatzes, der von Felsen und dem Ozean umrandet wird.
Wir machen eine Wanderung zum Offersøykammen, lassen das Auto an einem Parkplatz stehen, steigen den teils ganz schön steilen Weg hinauf zum 436m hohen Gipfel und werden mit einer grandiosen 360 Grad-Aussicht auf die umliegenden Berge und die türkisfarbene Bucht belohnt. Sehenswert ist auch Nusfjord, ein ehemaliges Fischerdorf und heute Freilichtmuseum. Für 8 Euro Eintritt kann man sich umschauen oder man wohnt gleich in einen der zu Hotelzimmern umgebauten Hütten des Nusfjord Arctic Resort. Dann darf man auch am Abend hier bleiben.
Schweren Herzens verlassen wir die aus 80 einzelnen Inseln bestehenden Lofoten, diesen magischen Ort, so weit weg von allem und starten unsere Rückreise in Richtung Narvik. ist hier wahrscheinlich mehr los, da die Skipisten gleich vor der Haustüre liegen. Weiter nach Saltstraumen, dem stärkste Gezeitenstrom der Welt. Viermal am Tag wird das Wasser durch den rund 2,5 Kilometer langen und nur knapp 150 Meter breiten Sund gepresst und lässt gigantische Strudel entstehen, was man gut von der darüberliegende Brücke aus beobachten kann. Dann überqueren wir wieder den Polarkreis, diesmal in umgekehrter Richtung und machen kurz am Arctic Circle Center halt, wo man alles zum Thema Rentier findet, sowohl im Shop als auch auf dem Teller im Restaurant. Nach Brønnøysund nehmen wir wieder die Küstenstraße und überqueren bei Sandnessjøen die 45 Meter hohe Helgelandsbrücke, nehmen noch zwei Fähren und kommen am Tagesziel -dem Norsk Havbrukssenter AS Hotel– an. Eigentlich ist das eine Lachsfarm, aber man kann auch eines der kleinen roten Fischerhäuschen mieten inklusive Blick aufs Meer und die gegenüberliegende Insel.
Wie im Urlaub. Um die knapp 300 Kilometer nach Straumen zu gelangen, muss wieder eine Fähren als Transportmittel herhalten. Diesmal verheisst die lange Schlange nichts Gutes und erst nach drei Fuhren können wir an Bord. Zwei drei Stunden Puffer sollte man also immer im Gepäck haben und auch ein Müsliriegel kann nicht schaden.
Von hier aus geht es wieder ins Landesinnere Richtung Gebirge. Wir fahren zu einem Pferdehof zum Reiten im Dovre-Nationalpark, sind aber für dran und laufen noch zum Viepoint Snøhetta, einem Aussichtspavillon zum Beobachten der Moschus-Ochsen, welche einst aus Grönland importiert wurden. Das Architekturbüro Snøhetta (gleichnamig mit dem sich in der Nähe befindenden, höchstem Berg Norwegens) gestaltete einen rechteckigen Stahl-Kubus, der mit verrosteten Blechen verkleidet und auf der gegenüberliegenden Seite mit raumhohen Fenstern ausgestattet worden ist. Im Innern lädt eine aus Kiefernholzblöcken geschnitzte, wellige Bank zum verweilen ein. Ein Kaminofen spendet Wärme während der Blick über die mondartige Landschaft schweift.
Nach einer Reittour am folgenden Tag geht unser Trip weiter und wir machen noch eine kleine Wanderung , fahren durch Lillehammer und schauen und die Olympiastätten der Spiele von 1994an und erreichen Brumunddal, wo das „Wood Hotel“, dem mit 85,35 Metern höchste komplett aus Holz gebaute Gebäude der Welt (2019) steht. Auf dem Weg nach Oslo machen wir noch einen Abstecher zum Kistefos Museum, ein einzigartiger Skulpturenpark, der 2019 um ein Ausstellungsgebäude erweitert wurde. Die dänischen Startarchitekten von BIG überspannten den Fluss mit einer
60 Meter langen Brücke, deren Aussenhaut wie eine in sich verdrehte Papier-Schachtel aussieht und einen beeindruckenden Innenraum ergibt.
Am Nachmittag erreichen wir Oslo, unser Hotel ist Camillas Hus, ein kleines Boutique Hotel gleich hinter dem Königspalast gelegen. Es hat einen Parkplatz, (was in Oslo eine echte Rarität ist, den Parken ist eine Katastrophe), nur sieben Zimmer und mehrere Nebengebäude für Rezeption und ein Restaurant (Park29), die zu den ältesten in ganz Oslo gehören und aus der Mitte des 19.Jh stammen. Hier wohnte einst die Besitzerfamilie und betrieb den ersten Autohandel in ganz Norwegen. Einige Fotos zeugen von dieser Zeit.
Attraktionen hat die Stadt zur Genüge. Wir schauen uns das Astrup Fearnley Museum of Modern Art an, welches von Renzo Piano geplant wurde und aus zwei Teilen besteht, die durch ein Dach verbunden sind. Im Inneren gibt es Wechselausstellungen und permanente Kunst von Jeff Koons, Damien Hirst oder Wolfgang Tillmans. Ein anderes Highlight ist natürlich das Opernhaus, von einer Eisscholle inspiriert, liegt es im Hafenbecken. Die schiefen Ebenen laden ein, bis auf die Dachterrasse zu gehen und den Ausblick über den Hafen zu genießen. Direkt dahinter befindet sich ein neues Stadtquartier dass nach einigen Jahren der Planung und Federführung von MRDVR entworfen und gebaut wurde. Die „Barcode“ genannte Häuserreihe ist die neue Skyline der Stadt und hatte Leuchtturmfunktion für das gesamte Viertel, welches sich vorgelagert befindet und teilweise noch im Bau ist. Eine sehr attraktive Mischung aus Wohnen und Arbeiten mit Geschäften und Restaurants, die durch Kanäle und Terrassen verbunden sind. Es erinnert etwas an die Hafencity in Hamburg, ist aber aufgelockerter, menschenfreundlicher und ohne Autoverkehr. Hier steht auch das erst kürzlich fertiggestellte, 13 geschossige Munch Museum, geplant vom deutsch-spanischem Büro Estudio Herreros aus Madrid. Es beherbergt 28.000 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen, die der 1944 verstorbene Maler Edvard Munch seiner Heimatstadt Oslo schenkte.
Nach zwei Tagen verlassen wir Oslo. Über die gibt ausgebaute Schnellstraße erreichen wir ziemlich flott Kristiansand und haben noch etwas Zeit und den Kunstsilo anzusehen, eine Kunst und Kulturzentrum, welches erst vor drei Monaten eröffnet wurde. Der alte Getreidesilo wurde vom Architekturbüro Mestres Wåge mit Sitz in Oslo und Barcelona entkernt und bietet einen atemberaubenden kathedralengleichen Innenraum. Auf dem Dach ist eine Restaurant mit Dachterrasse, dessen Wände und Boden mit Glas verkleidet sind. Mit diesem Blick verabschieden wir uns von Norwegen und nehmen am Nachmittag unsere Fähre zurück nach Dänemark. Etwas Wehmut kommt auf, aber auch große Freude, diese wundervolle Reise in ein für uns komplett unbekanntes Land gemacht zu haben. Und wer den Text bis hierhin zu Ende gelesen hat, dem danken wir für das Interesse, uns auf diesem Weg gefolgt zu sein.
Auch die dritte Runde in diesem Jahr war wieder etwas ganz Besonderes. Fast 50 Autos kamen diesmal zusammen und brachten selbst den großen Parkplatz des „Weinzuhause“ in Mommenheim etwas an die Grenzen.
Hier startete die Tour und ging Richtung Süden, dann ein Stück Autobahn und bei Alzey ab auf die Landstraße bis zu einem Parkplatz mitten im Feld. Hier erwartete uns Andreas Mohr und Lea vom Weingut Mohrenhof in Lonsheim und hatten eine kleine Bar mit Ausschank aufgebaut. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass er spontan zugesagt hatte und uns allen so eine schöne Überraschung bereitet hat! Zu trinken gabs etwas ganz Besonderes für Porsche Fans: den Blancster „Luftgekühlt“, ein Sauvignon Blanc, der an einem recht windigen Hang wächst. Dazu passend die Rosé Version mit Namen „Rubistone“ und sternrubinfarbener Kapsel und einen Sekt.
Was vor zehn Jahren als kleines Treffen mit Freunden und dem Tunnel-Run begann und über die Jahre ziemlich gewachsen ist, fand nun in Bochum einen grandiosen Abschluss. In einem bewegenden Film nimmt Tom uns mit in die jüngere Vergangenheit, vor allem aber in die dunkelste Zeit seines Lebens. Die Krankheit vor drei Jahren und das, was sie mit ihm gemacht hat. Der Kampf zurück ins Leben, seine Gefühle, seine Träume und so sagt er tschüss. Zumindest dem Onassis Porsche Festival, um sich auf das zu konzentrieren, die ihm wirklich wichtig ist. Aber ihm werden die Ideen nicht ausgehen und es wird anderen Gelegenheiten geben, sich zu treffen. Also, nicht traurig sein.
Und das war auch niemand. Die Teilnehmer aus fern und nah haben am Samstag nochmal richtig gefeiert auf dem Gelände der Moritz Fiege Brauerei. Es gab ein Kettenkarussell, Musik und Burger, 50 Jahre Porsche Turbo und und und. Einfach klasse!
Wir waren zum ersten mal 2017 im Steinbruch im Neandertal bei der Targa Cannibale dabei und hatten unseren gerade von Tom und Daniel fertig gestellten 9110101621 in Empfang genommen und die ersten Runden gedreht. Was für ein Moment und der Beginn einer großen Reise.
Weiter unten gibts die Links zu allen 8 ONASSIS Treffen, an denen wir dabei waren. Die verrückte Reise nach Amsterdam, das Treffen auf der 800er Kartbahn oder die Ausgabe im Corona Sommer. Jede war speziell und unvergesslich.
Möwen kreischen und der Wind weht stramm um die Nase. Wir sind auf Sylt, beim Petro Surf Festival wo sich wieder einmal Porsche- und Surf Fans aus aller Welt einfinden, um Freunde zu treffen und ein paar schöne Tage miteinander zu feiern. Wir hatten uns schon lange drauf gefreut. Auch, weil wir in diesem Jahr von dort zu unserer großen Reise auf die Lofoten starten.
Los geht das ganze Fest bereits am Freitag auf der Rennstrecke von Padborg Park, gleich hinter der deutschen Grenze in Dänemark, wo Ken uns alle herzlich begrüßt und den Ablauf erklärt. Einige Teilnehmer hatten ein „Driver Ticket„ ergattert und dürfen ein paar Runden drehen. Ziel war es zweimal die genau gleiche Zeit zu erreichen. Die anderen schauen zu, und bringen sich schon mal in Stimmung für die nächsten Tage.
Am Nachmittag bleibt noch etwas Zeit und wir machen einen Abstecher zum Strand von Rømø, den wir schon mehrfach besucht hatten und immer andere Bedingungen vorgefunden haben. Diesmal ziemlich windig. Der Sand peitscht geradezu über dem Boden und einige Stellen sind recht verweht und recht weich, so dass man auch mal steckenbleiben kann. Ein findiger Kollege zieht die Gestrandeten flux mit seinem SUV für 25 Ökken wieder aufs feste Land. Da rollt der Rubel. Was auf den Fotos prima aussieht, sorgt bei Autos und Kamera-Equipment für eine ziemliche Sandkrusten-Panade. Wir fahren mit Freunden ein paar mal hin und her und machen das beste aus der Situation, sind aber froh als wir dann zur Fähre aufbrechen, die die gesamte Festivalgesellschaft und ihre 90 Porsches nach List auf Sylt bringt. Die Befüllung des Schiffsbauchs ist immer wieder ein Spektakel und auch Dinner und Preisverleihung auf hoher See sind ein Spaß! Ahoi!
In List angekommen, nutzen wir das Restlicht noch für einen Abstecher zum“ Ellenbogen“, dem nördlichsten Teil der Insel, der im Privatbesitz ist und deshalb mautpflichtig. Diese sparen wir uns heute aber, denn der Rolladen des Zahlhäuschens (nur bar!) ist schon runter und so schauen wir, ob die Schafe schon alle schlafen und machen noch ein paar Fotos in der Dämmerung, bevor wir ins Hotel fahren. Es ist spät geworden, aber am nächsten Tag geht es gemütlich los, den der Haupttag beginnt erst gegen Mittag auf dem Gelände des Samoa Seepferdchen Standrestaurants im Süden des Eilands.
Samstag: Der Parkplatz füllt sich in Nullkommanix, dicht an dicht reihen sich 911er, 924er oder 944. Sogar zwei 928 und ein VW Buggy sind dabei und sorgen für eine bunte Mischung. Ein großes Zelt mit Ausstellern wird nach dem Besuch des Ordnungsamt auch endlich geöffnet, spendet Schatten und wird vom DJ beschallt. Es gibt eine Talkrunde, fesche Klamotten, Merch, das Sight-Magazin mit einer Sonderausgabe oder Uhren von Breitling. Essen und trinken kann man an den Buden. Wer genug hat, geht zum Strand und schaut beim Surf Contest zu oder macht einen Spaziergang. Am Abend klingt die ganze Sache gemütlich aus, manche drehen eine Runde über die Insel, fahren zum Fussball schauen oder essen was im Seepferdchen. Der perfekte Tag eben…
Am nächsten Morgen läd Porsche auf Sylt zum Frühstück und man kann sich nochmals treffen und verabschieden und sich für das kommende Jahr wieder verabreden.
Vielen Dank an Ken und seinen Freunde, es war einfach wieder toll und wir kommen gerne im nächsten Jahr wieder!
Am 25. Juni stand der zweite Sunset Drive in diesem Jahr auf dem Zettel. Das Wetter und alles andere passte und wieder kamen jede Menge alte und neue Bekannte mit ihren Lieblingsautos zum Treffpunkt-dem Flugplatz Finthen- um die 100 Kilometer lange Strecke zu absolvieren.
Von da ging’s erstmal ein gutes Stück über die Autobahn Richtung Süden. Bei Alley ab und dahin, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, Nichts los um diese Zeit und perfekte Bedingungen für uns. Bis Kriegszeit und Gerbach ist es nicht weit. Hier waren wir schön öfter und es ist immer wieder einer der schönsten Abschnitte. Zurück dann über Morschem, Ilbesheim und Flomborn bis hin zu einem Parkplatz mitten im Feld und umringt von Windrädern. Eine tolle Kulisse!
Endlich war es soweit! Der erste Sunset Drive in diesem Jahr konnte starten. Treffpunkt war dismal „Die Werkhalle“ in Rüsselsheim. Dort findet immer Donnerstags die Weinhalle mit der WINE-crew statt und Fritz war so freundlich, uns den Hof zu öffnen und uns so ausreichend Platz zum Parken zu bieten.
Nach einer kleinen Stärkung ging es dann endlich los. Erst über die Autobahn wieder zurück auf die Mainzer Seite, dann über die B9 bis nach Nackenheim, dann Mommenheim und auf der B420 Richtung Wörrstadt. Noch eine Runde vorbei am Napoleonsturm, runter nach Sprendlingen und im Kreisel wieder zurück. So begegneten sich die mehr als 40 Teilnehmer auch mal in freier Wildbahn, bevor das Ziel bei Wolfsheim pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 21 Uhr erreicht wurde. Ein Feldweg in den Weinbergen mit Blick in die wunderschöne Hügellandschaft Rheinhessens. Da braucht man nicht in Urlaub fahren.
Die flotte Tour durch Frankreich mit Freunden geht in die zweite Runde. Sie ist in diesem Jahr kilometermäßig etwas üppiger ausgefallen, denn wir wollten ans Meer! Zunächst wieder Richtung Champagne, dann aber bis in die Bretagne und über Le Mans und die Loire zurück nach Mainz. Insgesamt über 2500 Kilometer, die wir mit unserer erst kurz zuvor erworbenen Renault Alpine A310 von 1975 meistern wollen. Mehr Strecke als der Vorbesitzer in den letzten zehn Jahren mit ihr zurückgelegt hat! Es sollte also eine erste große Testfahrt für uns werden…
Gemeinsam mit Sybille, Jan und Lorenz fahren wir vom Rhein Main Gebiet Richtung Saarland und der erste Schreck sollte nicht lange auf sich warten lassen. Im Dauerregen verabschiedet sich das linke Wischerblatt, dass sich aus der Halterung löst und davonzufliegen droht und nur mit Hilfe von Jan’s Klebeband für die weitere Reise in seiner Position gehalten werden kann. Hinter Metz wird das Wetter endlich besser, es ist trocken und wir fahren noch an die Rennstrecke Circuit de Reims-Gueux um ein paar Fotos zu machen.
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Dann schnell ins Hotel, wo die Gruppe sich um Elea und Sebastién erweitert und wir zum gemeinsamen Abendessen ins „Bellevue“ des Royal Champagne fahren, um einige Fläschchen des edlen Rebensafts zu trinken. Ein schöner Einstieg in die Tour.
Die nächste Etappe am Samstag bringt uns nach Giverny, wo der Maler Claude Monet ab 1883 lebte und sich um sein Haus einen prächtigen Garten anlegte, der ihm als Inspiration und Motiv für zahlreiche Werke diente. Seerosen-Teich inklusive.
Leider sind wir hier nicht alleine, schon die Anfahrt auf die Parkplätze ist mühselig und überhaupt drängen sich überall die Touristen. In den Gassen, an den Eingängen, im Garten und im Haus des Malers ist reger Verkehr und wir sind froh, noch einen Happen zu Essen zu finden und den Abflug machen können. Am besten man kommt unter der Woche oder am Abend hierher.
Nach 120 Kilometern erreichen wir das Fischerdorf Honfleur in der Normandie. Die Sonne scheint und wir setzten uns in den Hafen, trinken ein Bierchen und genießen die Nachmitagssonne. Wunderbar, wir sind am Meer!
Über ein wunderbares Küstensträßchen fahren wir noch ein Stück weiter bis nach Trouville-sur-Mer, wo wir unser Hotel gegenüber des Casinos haben. In der Tiefgarage konnte man einen Parkplatz dazubuchen, was sich als gute Idee herausstellte, denn es war rammelvoll. Der Strand ist gleich um die Ecke und wir machen im Sonnenuntergang noch einen kurzen Stopp mit Wein und Austern an der Promenade bevor wir zum Abendessen gehen.
Sonntag: Gegenüber von Trouville liegt Deauville, wo sich im Sommer die Hautevolee von Paris trifft, um der Hitze zu entfliehen und Coco Chanel 1912 ihren ersten Laden eröffnete. Am frühen Morgen ist hier noch wenig los. Der eine oder andere Bentley parkt an der mondänen Promenade, Jogger oder Flaneure sind unterwegs am Ort, der nicht nur für sein Casino, Pferderennen oder die schönen Villen bekannt ist, sondern hauptsächlich durch das Festival des amerikanischen Films, welches seit 1975 organisiert wird. Den Strand säumen Cafés im Art Déco Stil, eine „pompejische Badeanstalt“ und 450 Umkleidekabinen im von 1923 von denen einige die Namen bekannter Schauspieler tragen, die hier zu Gast waren.
Danach folgt eine schöne Überlandpartie mit kurvigen Straßen die Jan aus seiner Calimoto App zaubert bis ins ca 80 Kilometer entfernte Port-en Bessin, der wichtigste Jakobsmuschelhafen im Département Calvados. Und diese essen wir dann auch mit Blick auf das Hafenbecken, in dem die Fischerboote wie auf einem Trockendeck liegen, denn es ist Ebbe. Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser beträgt hier bis zu 16 Metern!
Weiter gehts zum Soldatenfriedhof Omaha Beach, wo am 6.Juni 1944 amerikanische Truppen landeten und ca.10.000 weiße Marmorkreuze -die alle in Richtung Amerika zeigen- an die Grauen dieser Tage und die Toten erinnern. Die 70 Hektar Land sind tatsächlich ein Fleck amerikanischer Boden auf französischem Territoire, verkauft an die USA und verwaltet durch die American Battle Monuments Commission.
Sant-Malo ist unser Tagesziel und dahin geht es nun auf direktem Weg, es bleibt leider keine Zeit für einen Abstecher zum Mont-Saint-Michel, den wir nur aus der Ferne von der Autobahn aus sehen. Unser Hotel ist das „Les Charmettes“ und liegt direkt am Strand. Ein Citroen 2CV steht vor der Tür und sagt uns: hier sind wir richtig gerne gesehen mit unseren alten Auto. Während unserem kurzem Sonnenuntergangs-Fußmarsch ins Zentrum des Ortes braut sich ein ganz schöner Sturm zusammen, dramatische Wolken verfolgen uns und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem großen Regenschauer unter die Markise des Restaurant, wo wir auch Serge und Ludivine treffen. Hier im Café de l’Ouest herrscht ein schönes Gewimmel und es gibt Leckeres aus der Region. Gegen halb eins rollen wir rund aus dem Lokal, laufen noch das Stück zum Hotel zurück und fallen müde ins Bett.
Am nächsten Morgen drehen wir nochmals eine Runde durch die Stadt, laufen über die Stadtmauer und kaufen ein paar Baguette, denn Serge hatte uns auf seine Insel zum Brunch eingeladen. Die liegt einige Kilometer entfernt an der Küste entlang und ist nur bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Wir verbringen einen wundervollen Mittag bei Essen, Trinken und einer tolle Führung, auf welcher wir von der 1000 jährigen bewegten Geschichte erfahren und auch von einem seiner Bewohner, dem exzentrischen Sänger Léo Ferré, der hier in den 60er Jahren mit seinem Schimpansen lebte und drei seiner Alben komponierte. Viele Fotos und ein Salon mit einem Piano zeugen noch heute davon.
Bevor die Flut kommt, müssen wir los. Das ist um 14 Uhr. Heute wollen wir ca 250 Kilometer nach Le Mans fahren. Das Museum schenken wir uns, dafür ist es schon zu spät. Aber wir fahren ein Stück über die Hunaudières-Gerade und sehen schon die Vorbereitungen für das 24 Stunden Rennen im Juni. An einer der Mautstationen halten wir zur Pipipause, als ich nicht mehr aus dem Auto komme. Irgendwas hat sich im Türschloss verklemmt. Von aussen lässt sie sich auch nicht öffnen, also steige ich rechts aus. Hmmm. Ein Auto hält neben uns und fragt auf recht gutem deutsch, ob er helfen könnte. Der junge Mann heißt Florent Lecluse und kennt sich aus, hat selbst 7 Alpines in der Garage! OHA, denke ich, das ist mein Mann. Tatsächlich fummelt er ein wenig an der Tür rum, um dann geht sie wieder auf. Einfach ein bisschen nach innen drücken. Problem gelöst. Wir plaudern noch ein wenig und er zeigt uns Fotos von der Familiensammlung. Gordini R8, Alpines 110, aber auch 108er und sogar als Cabrio!
Bis Le Chartre-sur-le-Loire ist es nicht mehr weit. Wir übernachten, wo Motorgeschichte geschrieben wurde. Im „Hotel de France“ logierten seit den frühen 50er Jahren die Teams von Aston Martin, Porsche, Ford oder Ferrari, präparierten die Rennwagen im Innenhof des Hotels und fuhren von hier auf eigener Achse zum Rennen nach Le Mans. Innen hängt alles voll mit alten Fotos und die Zimmer sind nach Rennfahrern benannt. Eine Zeitkapsel sozusagen. Christophe Lefevre arbeitet hier seit 40 Jahren und hat schon viel erlebt. Berühmte Piloten haben hier übernachtet, Stirling Moss, Bruce McLaren, Jochen Rindt oder Jacky Ickx. Nächste Woche kommt Derek Bell, erzählt er uns. Er kommt jedes Jahr. Auf Christophes Instagram Kanal (@lefevre6271) sieht man Fotos von Sportwagen, die auf dem großen Parkplatz vor dem Hotel parken. Als wir ankommen ist dieser voll mit Citroen 2CV einer englische Reisegruppe , die hier einen Stopp einlegt.
Dienstag: Am Morgen springt unsere Alpine nicht richtig an, es hatte geregnet und sie mag wohl die Feuchtigkeit nicht. Mit dem Jumpstarter helfen wir ihr auf die Beine, machen noch ein paar Fotos vor dem Hotel und uns dann auf den Weg überlang nach Saumur an der Loire, wo wir zu Mittag essen, noch zum Chateau hochlaufen und dann bis zum Ziel nach Fontevraud fahren. Hier steht die größte Klosteranlage Europas und wir kurven erstmal etwas durchs Dorf, bevor wir den richtigen Eingang finden. Denn unser Hotel liegt mitten drin. Es ist das „Fontevraud L’Ermitage“ und ist eine tolle Kombination aus moderner Renovierung und alter Substanz. Wir haben noch etwas Zeit bis zum Abendessen und machen einen ausgiebigen Rundgang, tauchen ein in die über 1000 jährige Geschichte. Über 700 Jahre hinweg wurde es von Äbtissinnen geleitet, was ziemlich ungewöhnlich war. Eleonore von Aquitanien lebte hier und ließ ihren Ehemann Heinrich II von Englandund ihren Sohn Richard Löwenherz hier beerdigen. Napoleon wandelte die Abtei in ein Gefängnis um, heute ist es UNESCO Weltkulturerbe und absolut einen Besuch wert.
Am nächsten Morgen nach gemeinsamem leckeren Frühstück trennen sich unsere Wege. Lorenz und Serge müssen nach Hause, und wir fahren mit Sybille und Jan noch ein Stück weiter, um das 100 Kilometer entfernte Wasserschloss Chenonceau zu besichtigen. Es ist nach Versailles das meist besuchte in ganz Frankreich und gilt als elegantestes, feinstes und originellstes der Loire-Schlösser. Und tatsächlich hat es alles, was man sich vorstellt. Platanenallee mit Wassergraben, Gartenanlage, Türmchen, Kapelle und Himmelbetten prächtigster Ausführung und als Highlight eine 60 Meter lange Galerie, die von einer Bogenbrücke über den Fluß getragen wird.
Ein Schloss pro Tag ist ja nicht genug und deshalb fahren wir weiter nach Chambord. Hier steht das größte von allen und auch das ist ein Hingucker. Das Wetter ist durchwachsen und so laufen wir nur einmal drumrum und verabschieden uns von Jan und Sybille, die weiter Richtung Como und Südtirol fahren. Wir bleiben hier über Nacht in Blickweite zum Schloss im Hotel „Relais de Chambord“, welches vom Architekten Jean-Michel Wilmotte 2018 grundsaniert wurde.
Den Besuch des Innere des Schlosses steht für den nächsten Vormittag an. Ideengeber des Baus war Leonardo da Vinci, der auch die zentrale Doppelwendeltreppe entwarf. Auf der in zwei ineinander verschränkten Spiralen angelegten Treppe können zwei Personen gleichzeitig schreiten, ohne sich zu begegnen. 60 der 426 Zimmer können besichtigt werden und wer möchte, kann die 282 Kamine zählen oder im Schlosspark wandeln, der so groß ist wie ganz Paris! Spannend war eine Geschichte, die im einem Raum im Obergeschoss erzählt wird. Um die Kunstschätze im Krieg vor Bombardierung und Plünderung in Sicherheit zu bringen wurden tausende Kisten mit Bildern und Skulpturen aus Sammlungen und Museen ins Schloss gebracht. Allein aus dem Louvre wurden in 37 Konvois 3690 Bilder evakuiert, darunter auch die Mona Lisa, die in einer eigenen Kiste mit einem Geheimcode versehen mehrmals umzog und niemals aus den Augen gelassen wurde.
Donnerstag: Ein Mix aus Überlandpartie und Autobahn bringt uns unserem letzten Ziel in 300 Kilometern näher. Brienne-le-Chateau liegt in der Champagne östlich von Troyes. Eigentlich ist das ein kleines Nest, gelangte aber zu Berühmtheit, weil Napoleon hier die Militärschule absolvierte und hier immer mal wieder vorbei kam. Ein Schloss gibt es hier natürlich auch, aber das werde derzeit renoviert und so bleibt nur der Blick aufs hübsche Rathaus, welches von Napoleons Geld gebaut wurde. Zum Dank steht davor eine kleine Statue von ihm. Beides sehen wir, wenn wir aus dem Fenster unseres Zimmers blicken. Wir sind zu Gast in der Villa Josephine, die nach Napoleons Ehefrau benannt ist und von Bertrand Dufour bewohnt wird. Er vermietet ein Zimmer im ersten Stock als Bed & Breakfast. Bei der Ankunft empfängt uns seine Mutter herzlich und auch die beiden Enkel begrüßen uns, interessieren sich aber eher für unser Auto. Wir parken hinter dem Haus im Park, in dem zwei riesige Platanen stehen. Sie sind ca 400 Jahre alt und gehören mit 40 Metern zu den größten in ganz Frankreich.
Ein Restaurant fürs Abendessen zu finden erweist sich als schwierig. Es ist absolut nichts los hier und wir sind froh, bei eine Kebab-Laden noch was zu bekommen. Der macht um 22h zu und so kommen wir mal früh ins Bett und genießen noch etwas unseren Aufenthalt bei Josephine. Das Frühstück wird im Salon serviert, leckere Croissants, Pain au Chocolat, Baguette und Marmelade. Wir plaudern noch eine ganze Weile mit Bertrand und er erzählt uns, dass er am Wochenende ein Corvette und Mustang Treffen des „Aubamerican Day“ auf dem Aerodrome in der Stadt organisiert, für über 1000 Fahrzeuge und 12000 Besucher
Fast wären wir noch einen Tag geblieben, aber wir wollen ja auch mal wieder nach Hause. Und so kommen wir nach einer Woche wieder in Mainz an. Die Alpine hat durchgehalten und ausser ein paar kleinen Problemen ist sie super gelaufen. Mal sehen, wo die nächste Reise mit ihr hingeht…
Unter dem Titel „ON THE ROAD“ fand nun schon zum dritten Mal die große Porsche Fotoausstellung in Mainz statt. Das Event wurde in diesem Jahr wieder auf dem Gelände des „Alte Rohrlagers“ durchgeführt. Die 16 eingeladenen Fotografen drucken ihre Arbeiten in Kooperation mit Whitewall in frei gewähltem Format und präsentieren sie jeweils den Zuschauern mit ihrer „Story zum Bild“.
Genügend Parkfläche fanden die Porsche-Fans und Besucher mit ihren Oldtimern auf dem weiträumigen Industrie-Areal, auf welchem sich u.a. auch die Brauerei Kuehn, Kunz Rosen befindet.
Mit dabei waren in diesem Jahr Antoine Threis, Armin Alker, Dr. Carsten Ott, Dennis Börner, Frederick Spahn, Harun Heinemann, Jan Münchenberg, Jan Werner, Lena Benz, Luis Ganssloser, Niklas Koppitsch, Robin Rauschkolb, Tillmann Ditschun, Wolfgang Krause und Yannick Hoos. Danke an die Sponsoren, die uns auch in diesem Jahr wieder super unterstützt haben!
Etwas dünn ist der erste Eindruck beim Durchschreiten der Hallen auf dem Messegelände am Preview Day der diesjährigen Techno Classica. Einige Flächen sind frei geblieben, die üppigen Stände der Hersteller sucht man vergebens. Sie bleiben der Messe fern, haben besseres zu tun- wie es scheint.
Schade eigentlich, denn es war hier in Essen immer ein guter Mix aus Händlern, Herstellern und Clubs. Freilich gibt es einige Highlights und auch Jubiläen zu feiern. Der Porsche Turbo wird 50 und davon stehen einige in einem großen Kreis am Stand von Early911s, die sich mal wieder nicht lumpen lassen und einen raushauen. In der Mitte des Standes steht dann auch noch ein orangener 962 Gruppe C Renner im Jägermeister-Look als Kirsche auf der Torte.
Bei Eberlein reihen sich ein paar schöne Ferraris aneinander und direkt gegenüber einige hübsche Maserati Ghibli, von denen übrigens ein ganzer Haufen auf der Messe zu sehen ist. Auch einige Ferrari 250 oder 275 GTB in verschiedenen Ausführungen, ein toller silberner Lamborghini Countach LP400 von 1975 für schlappe 1.075.000 Euro.
Preisschilder sieht man im allgemeinennicht so viele, meist muss man diskret danach fragen. Das war früher anders. Und auch die „verkauft“ Schildchen, die man in den letzten Jahren manchmal schon am ersten Tag sah, sind rar geworden. Schnäppchen gibt es kaum und bei den Angeboten auf dem Freigelände, wo Privatanbieter ihrer Schätzchen versilbern wollen, herrscht tote Hose.
Dennoch finden wir einige Highlights beim Rundgang durch die zehn Hallen. Aston Martin Valkyrie, zwei Ferrari F40, 288 GTO, oder ziemlich viele wunderbare 365 GT4 BB bzw 512er oder 365 GT4 2+2, bzw deren Nachfolger 400 oder 412, Maserati Bora, Jaguar XK220, einen ganzen Stand voll mit bunten Lamborghini Diablos oder eine schöne Auswahl an Mille Miglia Fahrzeugen, darunter ein grüner Fiat 1100 „Gabbone“ von 1948. Am unteren Ende gefielen uns einige schöne Karmann Ghia, 1er Golfs oder ein gelber Ford Fiesta Mk1.
Das alles gibts noch bis Sonntag, Eintritt 28 Euro.
Der Blick aus dem Fenster am Freitag Morgen verrät: Es hat geschneit! Es hat viel geschneit…
Also schaufeln wir erstmal unser Auto frei und fahren dann vom Hotel aus den verschneiten Bernina Pass runter nach Sankt Moritz in die Serletta Garage. Hier – gegenüber des Sees, wo der Internationale Concours d’ Elegance I.C.E. stattfinden soll – parken die Teilnehmerfahrzeuge.
Draußen herrscht Schneegestöber, im Parkhaus bei den Organisatoren Ratlosigkeit. Um 10 Uhr soll es Neuigkeiten geben. Wir warten noch ein Weilchen ab und machen dann erstmal einen Rundgang durchs Dorf. Hier ist wenigstens was los, denn so mancher fährt seinen Supersportwagen spazieren. Ein Koenigsegg Jesko bahnt sich mit 1600 PS und Sommerreifen den Weg und lässt den Ferrari 296 mit Dachbox fast schon schwächlich wirken. Highlight natürlich die ganzen Geländewagen, alte Landrover oder Fiat Panda 4×4.
Währen der ausgedehnten Mittagspause kommt dann die Nachricht, die Gewissheit verschafft: Das Event wird für heute abgesagt und auf morgen verschoben. Nunja, machen wir das beste draus, gehen ein bisschen spazieren und erfreuen uns am Winter. Was in Zell am See neulich beim Ice Race gefehlt hatte, ist hier nun zu viel.
Wir gehen zum Kulm Country Club und zum ehemaligen Olympia Stadion, wo die Winterspiele 1928 stattfanden und welches nach langem Leerstand vom Designer Rolf Sachs renoviert wurde und nun sein Wohnhaus ist. Das ehemaligen Hotel Eden wird derzeit grundsaniert und bietet Platz für internationale Kunst- und Designmesse NOMAD. Jeder Raum ist von einer anderen Galerie bespielt und bietet eine wunderbare Bühne für die Werke. So hangeln wir und mit Kaffee und Champagner durch den Tag, treffen Freunde und fahren am späteren Nachmittag nochmal am Meyers Manx Café vorbei, welches sich inzwischen zum obligatorischen Stopp für Autofans entwickelt hat.
Um 18 Uhr kommt dann die Durchsage vom Veranstalter über den Äther, die alle Teilnehmer, Besucher, Sponsoren und Helfer wohl sehr enttäuscht hat. Auch der morgige Samstag wird abgesagt. Kein Auto kann aufs Eis. Zu viel Schnee, zu gefährlich und wahrscheinlich auch zu viel Schaufelei.
OK, ein Plan B für Samstag muss her…
______Der neue Tag startet erstmal etwas entspannter. Länger schlafen, in Ruhe Frühstücken und mal sehen, was so los ist, denn es schneit wieder heftig. Das Manx Cafe liegt immer auf dem Weg und wir stoppen abermals kurz, ein schicker 911 Dakar steht hier und lockt uns und Schaulustige an.
Wir plaudern ein wenig und erfahren vom „DownTop Competition“ am „Saint Moritz Bobsleigh Club“. So kommen zumindest einige der Concours Fahrzeuge aus der Garage. Die Teilnehmer fahren zunächst mit dem Bob ins Tal und dann mit ihren Oldtimern, die unten parken, wieder hoch. Der schnellste gewinnt! Dass es hier mehr um den Spass geht versteht sich von selbst. Überhaupt ist hier oben ziemlich Halligalli. An der Bahn herrscht reger Betrieb an Bob- und Skeletonfahrern und in der Gunter Sachs Lodge läuft der Perlwein in Strömen. Wir essen ein Rösti mit Speck und leckere Pizzoccheri und schnuppern die Atmosphäre des 1897 gegründeten Clubs, dem ältesten der Welt.
Ab und zeigt sich die Sonne, wird dann aber wieder von den schneebeladenen Wolken verscheucht. Heute bleibt es schwierig. Wir fahren zum Suvretta House, wo Aston Martin auch in diesem Jahr wieder eine „Oyster Ice Bar“ auf dem Eislauffeld im Garten aufgebaut hat. Mit köstliche James Bond Drinks und grandiosem Blick auf die Berge verabschieden wir und vom I.C.E. 2024 und sind eigentlich garnicht so betrübt über die Absage, denn wir haben ziemlich viel erlebt und durften uns so richtig im Schnee austoben.
Land unter in Zell am See! Der Klimawandel macht auch vor dem F.A.T. Ice Race nicht halt. Nach den Absagen in den Vorjahren wegen Corona und dem warmen Wetter, lief es auch dieses Jahr nicht rund. Der Regen am Vorabend prägte zunächst die Warm-Up Party im Zentrum von Zell am See und liess dann den Schnee am Flughafen im Zeitraffer dahinschmelzen. An Rennen oder gar Skikjöring war am Samstag leider nicht zu denken. Mühsam wurde dieStrecke hergerichtet und Wasser abgepumpt, damit die oft weitergereisten Teilnehmer wenigstens ein paar Runden zum Spaß fahren konnten.
Den 3000 Zuschauern gefiel aber die Show und das Wetter hatte sich auch um 180 Grad gedreht. Sonne pur, wie im Urlaub also. Beim driften durch Schnee und Matsch liessen einige Fahrer die Brocken nur so fliegen und schonten das Material nicht. Marcel Hirscher startete als erster am frühen Morgen im Audi S1 e-tron Hoonitron, ließ Erinnerungen an die Drifts von Ken Block in Las Vegas hochkommen und holte sich gleich mal die ersten Schrammen an der Seitenflanke und den Raddeckeln, die beim zweiten Lauf kurzerhand entfernt wurden. Andere mussten vom Trecker wieder zurück auf die Bahn gezogen werden, besonders die Hecktriebler hatten es schwer und wurden spontan für einige Stunden von derselben verbannt. Die Bandbreite der Fahrzeuge war enorm. Lotus Esprit S1, Porsche 917 Recreation mit 6 Zylinder, 911er aus allen Baujahren, Saab 96, Alfasud, Lancia Delta Futurist oder Mini Cooper. Eine Gruppe von Meyers Manx Dune-Buggys waren wohl die Publikumslieblinge und kamen blendend mit den Streckengegebenheiten zurecht. Besonders jener von Mark Porsche, der mit 356 Motor bestückte, ehemalige Movie Wagen aus der Serie „Cowboy in Africa“ wurde extra mit Kettenantrieb und Ski unter den Vorderrädern ausgestattet und glitt so geschmeidig durch den Sulzschnee.
Etwas flotter liessen es die richtigen Rallye Knallbüchsen im Format eines Mini X-Raid All4 Racing Dakar oder dem Red Bull Skoda Fabia RS angehen und zeigten wo die Messlatte für die schnellen Runden gelegen hätte.
Abseite der Action gab es noch weitere Highlights zu entdecken. So waren im „Spyder Paddock“ insgesamt zehn Porsche 550 aufgereiht, die leider nicht zum Einsatz im Schnee kamen. In den Hangars konnte man Kaffee trinken, Brezel essen oder einen 959 mit Skiern auf dem Dachgepäckträger sehen. Das perfekte Winterauto und das verführerische aber unerreichbare Upgrade zu unserem 964 C4. Audi holte das Gewinnerauto von der Dakar Rallye, den Q8 e-tron Edition Dakar und einen 90 IMSA GTO aus der Schmuckschatulle und VW feierte den 50. Geburtstag des Golf mit einigen sportlichen Modellen und der 8.Generation des GTIs. Und weil es nur am Boden nicht aufregend genug war, konnte man Helikopter Rundflüge machen und die Akrobaten der „Flying Bulls“ zeigten am Himmel, was ein Hubschrauben oder Flugzeug so in der Lage sind zu fliegen.
Verrückte Sachen und brüllende Motoren an allen Ecken, die erst langsam verstummen, als die Sonne hinter dem Berg verschwindet und das Ende der Veranstaltung ankündigt. So bleibt noch ein wenig Zeit, um sich die Batterien für die After Party in der Burg Kaprun aufzuladen. Die ging ja bis 3:30h…
Mitte September war es nochmal soweit. Auf in die Berge! Diesmal mit dem Ferrari, der kam in diesem Jahr noch nicht so oft aus der Garage. Er sollte so was wie eine „Best Of Schweiz“ Tour werden, mit vielen unserer Lieblingsstationen wie Grimsel, Furka oder die Therme in Vals.
Erster Halt ist Bergün in Graubünden. Es liegt idyllisch im Albulatal und wir sind wieder im Kurhotel gelandet, wo wir im letzten Juni schon mal waren. Das weitgehend original erhaltene Jugendstil-Haus von 1906 gefiel uns so gut, dass wir gerne wiederkommen wollten.
Am nächsten Morgen geht es über den kaum befahrenen Albulapass zum Kaffee-Stopp auf der Sonnenterrasse des Hospiz in 2315 Meter Höhe. Wir genießen den Moment und fahren dann runter nach Sankt Moritz – wo in diesen Tagen die Automobile Week mit Kilomètre Lancé und Bernina Rennen stattfindet- und weiter über Silvaplana und den Malojapass nach Italien. In Chiavenna biegen wir ab und nehmen den Weg zum Splügenpass. Dieser entpuppt sich als echtes Highlight, 1800 Höhenmeter sind auf 30 Kilometern durch das Valle San Giacomo zu überwinden und das Öl des Ferrari wird ganz schön warm. Einige der höher gelegene Bergdörfer scheinen verlassen und die Zeit stehengeblieben. Der morbide Charme fasziniert uns und wir machen noch einmal eine kurze Pause an der Staumauer, von der man einen schönen Blick auf das Dorf Montespluga hat, welches drei Kilometer vor der Passhöhe (2115m) liegt.
Überfährt man die Grenze in die Schweiz, geht es über 15 Kehren hinab nach Splügen. Dann fahren wir weiter in Richtung Chur und Lenzerheide zur nächsten Station. Dem Maiensäss Hotel Guarda Val, welches sich in 11 teils über 300 Jahre alten Bündner Hütten und Ställen über den ganzen Weiler Sporz ausbreitet. Luxuriös und doch naturverbunden, so könnte man das Konzept des 4-Sterne–Superior Bergresorts beschreiben. Es gibt zwei Restaurants und seit kurzem auch eine Outdoor Küche mit Namen „Fö“. Im Feuer der Wachholderzweige oder im Heu wird das Menü gegrillt und zubereitet und unter dem Sternenhimmel serviert. Auf geführten Wanderungen kann man Pilze sammeln oder angeln und anschließend das Mitgebrachte gemeinsam zubereiten. In der Blockhaus-Suana wird entspannt und im mit Holz beheizten Hot Pot kann man sich bei 42 Grad weich kochen lassen. Oder man kann auch einfach mal nichts tun. Eine feine Sache.
Wir bleiben leider nur eine Nacht. Am Nächsten Morgen regnet es wie aus Kübeln und wir gammeln noch mit Mittag im Hotel herum, bevor sich das Wetter etwas gnädig zeigt. Eilig haben wir es heute aber nicht, denn die Fahrt ist nur 75 Kilometer weit und geht nach Vals. Jenem entlegenen Bergdorf, in welchem sich der Architekt Peter Zumthor mit der Felsentherme ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt hat und das Baden zu einer tief spirituellen Erfahrung macht. Einer unserer absoluten Sehnsuchtsorte. Das Hotel 7132 und das House of Architects grenzt direkt an die Therme an und ist für die nächsten Tage unsere Ausgangsbasis. Mittwochs und Freitags öffnet sie exklusiv für die Hotelgäste von 22-1 Uhr nachts, was ein ganz besonderes Erlebnis ist. Und da ab elf die meisten der oft asiatischen Gäste ins Bett gehen, haben wir danach das komplette Bad fast für uns alleine.
Am nächsten Tag lassen wir den GT4 in der Garage stehen und machen eine Wanderung zum Zervreilastausee und der kleinen, nur im Sommer bewohnten Siedlung Frunt und der Kapelle St Anna von 1754, von der man einen tollen Ausblick auf den See und die umliegenden Berge hat.
Auf dem Rückweg durch Vals kommen wir an einem ungewöhnlich modernen Gebäude vorbei und sind neugierig. Es ist der vom Japaner Kengo Kuma entworfene Firmensitz der Truffer AG, Spezialisten für den Valser Quarzit und mit Projekten in der ganzen Welt. Wir bekommen spontan eine kleinen Führung und Einblicke in die Entstehung des Gebäudes und der Produktpalette des Familienbetriebs. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung vergingen über zehn Jahre. Blickfang des Gebäudes ist die Vorhangfassade aus scheinbar schwebenden Platten, die an Edelstahlseilen hängen. Insgesamt 882 Stein- und 501 Holzpaneele mit einem Gesamtgewicht von 24 Tonnen waren zu befestigen. Im Inneren durchquert eine Treppe das Haus wie eine Schlucht und teilt es so in zwei Dreiecke. Im Untergeschoss liegt die „Steinwelt“, als Präsentations- und Besprechungsraum und zeigt beeindruckend zahlreiche Anwendungen des präzise verarbeiteten Valsergneises im Bereich von Küche, Bad oder Boden.
Der nächste Tag bietet durchwachsenes Wetter, aber auch ein wenig Sonnenschein. Wir machen einen Tagesausflug in Richtung Westen. Erstmal wieder das lange Valser Tal raus, dann über die B19 und über den Oberalppass, vorbei am Leuchtturm Rheinquelle hinunter nach Andermatt. Von hier geht es auf den Spuren James Bonds durch das Ursenertal hinauf zum Furkapass und wir haben die Verfolgungsjagt zwischen Ford Mustang und dem Aston Martin DB5 im 1965 gedrehten Streifen „Goldfinger“ lebhaft vor Augen. Ein kurzer Stopp auf dem Parkplatz „James Bond Street“ und dann weiter Richtung Grimselpass, denn unser eigentliches Ziel ist der Oberaarsee und seinem Gletscher, zu dem wir laufen wollen. Erreichbar ist er über die sechs Kilometer lange Oberaar-Panoramastraße, die jeweils nur in einer Richtung befahrbar ist. Immer zur vollen Stunde für 10 Minuten dürfen Fahrzeuge bergwärts und zur halben Stunde talwärts fahren. Man muss also ein bisschen rechnen und planen und deshalb haben wir auf die Tube gedrückt, um keine Zeit mit Warten vor der Schranke zu verschwenden.