Autodromo Terramar

In den letzten Jahren wurde ich immer mal gefragt, wie die Fotos mit meinem 964er in der Steilkurve von Terramar zustande gekommen sind. 

Die Sache war so:

Ende der 90er Jahre arbeitete ich im Design Center Europe für den Volkswagen Konzern in Sitges bei Barcelona. Das Studio lag am Ortsrand und nur wenige hundert Meter entfernt von der Rennstrecke. An einen Besuch war aber nicht zu denken. Zum einen war das Gelände völlig verwildert, zum anderen schreckte der Bewohner nicht vor dem Gebrauch der Schusswaffe zurück, falls er Eindringlinge erwischte. Also blieb die Sache für mich ein Mysterium, welches sich erst viele Jahre später lüften sollte.

Das Autodromo Nacional Terramar wurde 1923 nach nur einjähriger Bauzeit eröffnet und war – neben Monza und Brooklands- die dritte permanente Rennstrecke Europas. Zur Premiere fand hier der „Gran Premio d’Espana“ statt und der spanische König Alfons der XIII. bejubelte mit zehntausenden Besuchern den Sieger Albert Diva auf seinem Sunbeam. Die 200 Runden fuhr er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sagenhaften 155,89 km/h! 

Danach wurde es jedoch stiller und wirtschaftliche Probleme bremsten die Aktivitäten ein. Es fanden nur noch sporadische Rennen mit Motorrädern oder auch mal einem Flugzeug statt. Nach mehreren Besitzerwechseln und kleineren Veranstaltungen in den 50er Jahren wurde das Gelände als Hühnerfarm und für die Landwirtschaft genutzt und verfiel zunehmend in einen Dornröschenschlaf. 

2009 entschieden sich die Besitzer die zwei Kilometer lange Strecke vom Dreck der Jahre zu säubern und wieder befahrbar zu machen. Ein Freund vermittelte mir den Kontakt und ich arrangierte einen Termin. Das war im Juli 2009. Wir stellten und kurz bei der Señora vor, die im Landhaus an der Bahn wohnte und sie ließ und freie Hand. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir auf der Strecke, drehten einige Runden und machten Fotos. 

Wie beschrieben ist es ein Oval, eher aber erinnert die Form aber an eine dicke Bohne. Zwei leicht geschwungene Geraden verbinden die Steilkurven. Und die sind richtig krass!  Weitaus steiler als Montlhéry, man kann zu Fuss nicht bis hinauf steigen, am oberen Rand sind es fast 90 Grad. Der größte Teil der Strecke ist noch sehr gut erhalten, aber auf dem flachen Stück gibt es ein paar böse Löcher, die man lieber umfahren sollte. Auf 140 Sachen komme ich am Scheitelpunkt der Kurve. Man hätte im Prinzip noch schneller fahren können, aber das Klackern beim Überfahren der Betonfugen mahnte mich, die Sache nicht zu übertreiben.

In den letzen Jahren gab es immer wieder Pläne, die Strecke zum Leben zu erwecken. Nun endlich sieht es aber aus, als ob dies tatsächlich gelingen könnte. Mit der Gemeinde wurde vor Kurzem ein Abkommen geschlossen, welches die Renovierung der ehemaligen Tribünen, Boxen und Zufahrtswege, sowie eine Begrünung der Innenfläche vorsieht und so zum 100 jährigen Jubiläum 2023 das Gelände wieder für Motorsportveranstaltungen geöffnet und für Besucher zugänglich gemacht werden könnte. 

Mehr Infos und ein paar wunderbare historische Fotos gibt es auf der Webseite von Autodrom-Terramar.

Fotos: Markus Haub und Thomas Sälzle

Den Rundenrekord hielt über 89 Jahre lang der englische Graf Louis Zborowski mit 45,8 Sekunden. Es gab einfach keine Gelegenheit, diesen in all den Jahren zu brechen. Erst 2012 gelang es Carlos Sainz auf einem Audi R8 LSM. Auf holpriger Strecke und spektakulären Sprüngen über einige Asphalterhebungen gelang ihm der Rekord. 42,6 Sekunden. Ein Video dazu gibts hier