Kilomètre Lancé_ Alpine 1000____#1 Int. Sankt Moritzer Automobilwoche

Der Kilomètre Lancé Wettbewerb war 1929 und 1930 Bestandteil der Internationalen St. Moritzer Automobilwoche, die in diesem Jahr vom 10.-19.September wiederbelebt wird und mit dem Bernina Gran Turismo Bergrennen endet.  

Das „Alpine 1000“ getaufte Beschleunigungsrennen findet nicht mehr auf der sogenannten Shellstraße statt, auf welcher einst Hans Stuck oder Luis Chiron auf Bugatti die Wettbewerbe gewannen, sondern auf der 1,8 Kilometer langen Start- und Landebahn des Engadin Airport. Dieser wird kurzerhand für einige Stunden gesperrt. 

Am Freitag Nachmittag treffen wir die anderen Teilnehmer bereits bei der technische Abnahme und zur Fahrerbesprechung. Eine ganze Reihe von Rekordfahrzeugen sind zusammengekommen. Der Wisconsin Special von Sig Haugdahl kam 1922 mit einem Flugzeugmotor schon auf eine Spitzengeschwindigkeit von 292 km/h. Mit 21,5 Litern Hubraum ist der Blitzen Benz von 1909 ein wahres Monster und lief damals auch schon 228 Sachen. Ein weiterer Rekordwagen ist der Jaguar XK120, der in seiner Epoche als schnellstes Serienfahrzeug galt und mit Norman Dewis den Rekord mit 141 Meilen fuhr. Wenig später verbesserte Jaguar das Resultat nochmals auf 174 Meilen (277 km/h). Ganz besonders faszinierend sind aber die beiden von Pininfarina gestalteten Fiat Abarth Rekordwagen 500 von 1958 und „La Principessa“ von 1960, die in Monza einige Rekorde erzielte, darunter 10.000 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 190 Stundenkilometern. Sie sehen nicht nur atemberaubend aus, sondern ihr 1,0 Liter Motor mit 109 PS macht auch ganz schön Lärm. Gänsehaut pur! 

Lärm machen aber auch eine ganze Menge Motorräder, die das Programm erweitern und teils aus Spanien, Italien oder Deutschland in die Schweiz angereist sind. Sie fahren in verschiedenen Klassen gennant „Classic Sprint,“ „Power Class“ oder „Caféracer Lion Sprint“ auf der 1/8 Meile. Einige auch den vollen Kilometer. Normalerweise treffen sie sich am Glemseck 101, in Monza oder in Montléry, um den Sieg untereinander auszumachen. Wegen Corona konnten sie sich nun seit über zwei Jahren zum ersten Mal wieder sehen. Die Freude war dementsprechend groß. 

Am Abend werden dann noch ein paar Fotos der Rekord-Protagonisten vor der Bombardier Global 6000 geschossen, die hier stationiert ist. Alles vom Flughafen streng überwacht und mit allen möglichen Regeln belegt. Nur fünf Fotografen dürfen aufs Gelände. 

Samstag

Es heißt heute früh aufstehen, denn gegen 8 Uhr bewegen sich die ca 25 Fahrzeuge zum Vorstart auf das Rollfeld, um dann einzeln zum Rennen zu starten. Die Nummern wurden nach Baujahr vergeben. Ich bin mit der 19 dabei und reihe mich mit den alten Rekordwagen, einem Morgan Three Wheeler, Ford Mustang oder Galaxie 500, Jaguar D-Type, Maserati 250F,  TVR Grifith 400 und dem unglaublich lauten Morgan Big Blue ein. Auch ein Porsche 911 RS und ein 964 RS sind mit dabei leisten mir in meiner Gewichtsklasse Gesellschaft.

Dann komme ich dran und starre auf das Mädchen auf dem Strohballen. Sie springt nach oben und reisst die Fahne nach unten. Das ist das das Startsignal. Nur nicht den Motor abwürgen, durch den Helm kommen die Geräusche nur sehr gedämpft ins Ohr. Ich gebe Gas, drehe die Gänge voll aus, den Blick abwechselnd auf die endlos erscheinende Fahrbahn und auf den Drehzahlmesser. 2., 3., 4. Gang. Im 5. Gang bei ca 190 km/h komme ich durchs Ziel. Die Zeit liegt bei gut 27 Sekunden, ganz knapp hinter dem 911 RS. 

Nach einem Probelauf fahren alle nochmals zwei Rennen, dann ist Mittagspause mit leckeren Penne Bolognese in der Flughafenkantine. 

Am Nachmittag starten die Motorräder zum 1/8 Meilen Sprint in Gruppen zu je 16, um im KO System gegeneinander anzutreten. Erst ein Testlauf, dann das Rennen. BMW Schweiz hat als Sponsor die neue R18 Transcontinental im Gepäck. Sie fährt gegen die „ Spirit of Passion“ Aerodynamic Version von Kingston Custom. Das ist aber alles noch recht zivil im Vergleich zu den Maschinen, die danach kommen. Die Moto Guzzi Nosferatu, die Ducati Multistrada Ugly Duck oder die BMW Polizia 1.9 von Dani Weidmann. Großes Kino! Manch einer hat Ladehemmung und das Rennen ist schnell entschieden. Andere Battles fallen deutlich knapper aus. 

Es ist also eine bunte Mischung aus alt und neu, umgebaut oder serienmäßig. Platzhirsch auf der Strecke ist mit Abstand der Bugatti Divo. Er fährt den stehenden Kilometer in 17 Sekunden und erreicht dabei eine Top Speed von 348 km/h bei 1504 PS. Respekt! 

Am Abend wird dann noch ne ganze Weile in der direkt am See gelegenen Reithalle gefeiert, Preise vergeben und bei fetten Burgern, Beats und Bier getanzt.  So muß das! 

Wir denken, das Kilometerrennen sollte unbedingt ein fester Bestandteil der St. Moritzer Automobilwoche werden und kommen im nächsten Jahr gerne wieder.  Zuschauer waren nur wenige da und mussten bei den Rennen -wohl wegen der Corona- und Flughafen-Auflagen- auf Distanz gehalten werden. Vielleicht kann man sich da was einfallen lassen. 

Am Donnerstag stand dann schon die nächste Veranstaltung an. Den Bericht zum Motorsport Rendezvous gibt es in Kürze.

Fotos und Text: Markus Haub & Susana de Val