Ennstal-Classic 2021

Die Ennstal-Classic ist schon ein echter Klassiker und absolutes Highlight im Rallyekalender! In seiner fast 30 jährigen Geschichte haben sie schon Walter Röhrl oder Rauno Aaltonen gewonnen.

227 Teams aus 15 Nationen sind am Start, eines ist sogar extra aus den USA für das mehrtägige Spektakel angereist. Das Wetter ist fantastisch und so sollte einer tollen Tour nichts im Wege stehen. 
Los geht es am Mittwoch mit der technischen Abnahme in Gröbming. Sie findet unter Aufsicht der ersten neugierigen Zuschauer im Ortszentrum statt. Die Fahrzeuge werden durch verschiedenen Zelte geschoben und von Damenhand mit den Sponsor- und Startnummer-Aufklebern versehen, dann kurz durchgecheckt und sind nun bereit für den ersten Renntag. Die Tribüne, Start und Ziel-Bogen und die Rampe sind auch schon aufgebaut, Oldtimer stehen in allen Straßen und überhaupt scheinen sich alle Dorfbewohner auf die Besucher zu freuen und haben sämtliche Schaufenster hübsch dekoriert, wie man es sonst nur von der Mille Miglia her kennt.

Donnerstag: Prolog

Großes Gewimmel am nächsten Morgen. Zuschauer, Film- und Fernsehteams und die Teilnehmer, die sich zum Start aufreihen. Manchmal wird es hektisch, wenn der Wagen nicht anspringt, und angeschoben werden muss. Es knattert und brummt an allen Ecken. Um 9 Uhr fährt der erste Renner über die Rampe, es ist ein riesiger American La France von 1918 und mit 14500ccm Hubraum. Dahinter folgen Lancia, Chevrolet, Sunbeam, MG, Alfa Romeo, Lagonda, Talbot, Ford, Alvis oder BMW 328. Die Bandbreite der Marken ist riesig und besonders die Epoche der 50er ist gut vertreten. Mehrere Mercedes-Benz 300 SL, Jaguar XK 140 oder Porsche 356 sind dabei. Von denen hat auch das Porsche Museum einige im Gepäck. Dazu noch den 550 Spyder von der Carrera Panamericana pilotiert von Mark Webber oder den „Dreikantschaber“ 356 B 2000 GS Carrera GT von dem nur zwei Stück gebaut wurden. 

Der erste Abschnitt der knapp 400 km langen Tagestour geht über den Sölkpass. Er ist schon ein Klassiker, denn zahlreiche Zuschauer versammeln sich in den Kurven und jubeln den Autos zu. Nur den verwirrten Kühen, die sich auf die Straße verirrt haben, hat wohl niemand Bescheid gesagt. Dass es nicht nur bei den Wertungsprüfungen, sondern auch auf der Strecke manchmal heiß her geht erleben wir hautnah bei der Abfahrt nach Sankt Peter. Als der Dreikantschaber von Timo Bernhard und Tim Schrick vom Porsche Team gefilmt wird und den Verkehr aufhällt, geht es einem Teilnehmer nicht schnell genug. Beim Überholversuch kommt es zu einem Auffahrunfall und der Porsche wird am Heck kaltverformt. Mit Hammer und Klebeband wird später alles notdürftig repariert. Ärgerlich. 

Weiter gehts durchs Lachtal und schließlich über Bad Ausee nach Bad Goisern am Hallstädter See zur späten Mittagspause. Der Magen hängt schon ziemlich tief und das Schnitzelbrötchen von einem der vorherigen Kontrollpunkte tut jetzt gute Dienste. Und einen Kaiserschmarren gibt es dann auch noch.  

Am Nachmittag wird die Strecke wegen der Überschwemmungen der letzten Tage etwas verkürzt, es geht direkt nach Abtenau, über Ramsau nach Schladming. In der Olympia-Stadt ist großer Bahnhof angesagt. Die Fußgängerzone ist vollgepackt mit Menschen die klatschen, rufen, fotografieren, essen oder sich am Champagner oder Eis festhalten. Es ist heiß und wir sind ziemlich geschafft. Unser Hotel ist gleich um die Ecke, deshalb sparen wir uns die Zieleinfahrt in Gröbming und gehen stattdessen eine Runde schwimmen und bereiten uns auf den nächsten Tag vor. Der nennt sich „Marathon“. 

Freitag: Marathon

Start ist heute schon um 8:30h, denn die Strecke ist ca 440 Kilometer lang. Kalkulierte Fahrzeit 10 Stunden und 15 Minuten! Wir fahren auf direktem Weg den ersten Fahrzeugen hinterher und holen sie nach einer Weile ein. In Mariazell ist Mittagsstopp und wieder Riesenspektakel auf dem Dorfplatz. Überall stehen die Oldtimer und versuchen sich irgendwie zum Restart einzureihen. Die Kapelle spielt zu Käsespätzle aus der Bude. Davor parkt ein Ferrari 250 GT SWB California Spyder, ein 275 GTB, Aston Martin DB4, Porsche 356 Carrera GTL Abarth,  BMW 507 oder ein Osca MT4. Rustikal deluxe also. Viel Zeit bleibt uns nicht. Alle 30 Sekunden restartet ein Teilnehmer und wir wollen nicht zu weit nach hinten fallen im Feld. Also gehts weiter. Die Sonne knallt und wir sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Strecke ist wirklich wunderschön, es gibt lange Passagen ohne viel Dorfgegurke. Man kann es mal richtig fliegen lassen kann. In den grünen Hügeln zwischen Ybbsitz und Waidhofen sieht es aus wie in der Toskana. Auf der gewundenen Straße reihen sich die Autos auf wie Perlen an der Kette. Was für ein Bild!

In Liezen ist dann ein weiterer Stopp. In einem Autohaus werden alle auf den Parkplatz gelotst und müssen in der Hitze auf den Restart warten. Alles ziemlich chaotisch hier, schnell einen Kaffee, aufs Klo und dann nichts wie weg. Das Highlight des Tages ist mit Sicherheit die Wertungsprüfung auf dem Flugplatz Niederöblarn. Der Parcours inklusive Start- und Landebahn ist zweimal in selbstgewähltem Tempo zu durchfahren. Das lässt sich so mancher Teilnehmer nicht entgehen und so blasen die Shelby Cobra, Porsche 911 oder der Maserati A6GCS mit Vollgas über die Strecke und werden mit Applaus belohnt. Es ist schon Abend und das Licht und die Stimmung sind einmalig schön. Mit diesen Bildern im Kopf klinken wir uns aus. Am Samstag ist Finale!


Samstag: Porsche Design Grand Prix von Gröbming

Für den frühen Morgen ist die Bergprüfung Stoderzinken angesagt. Die lassen wir aber aus und schlafen dafür etwas länger. Am Mittag gibt es dann einen Grand Prix auf der Strecke im Zentrum von Gröbming. Den ersten Teil bilden Rennwagen für einen fünfründigen Demolauf. Am Start sind Porsche 907 KH, Dino 206 SP oder mehrere Maserati A6GCS. Während diese die Motoren warmlaufen lassen, werden wir mehrmals von den Flying Bulls mit einer Lockheed P-38 „Lightning“ und einer Chance Vought F4U-4 „Corsair“ im wilden Manöver überflogen. Man weiss garnicht, wohin man schauen soll. Engine Noise Overdosis!

Nach dem Schaulauf dürfen die 227 Rallyeteams nochmal antreten und je eine Runde fahren, um eine Sonderprüfung mit sechs Zwischenzeiten zu absolvieren.

Die Erstplatzierten liegen nur 6 Hundertstel Sekunden oder 6 Wertungspunkte auseinander und somit entscheidet sich hier der Sieg. Am Ende geht er ganz knapp an Fritz Radinger und Thomas Wagner vor dem Ladies-Team Margarita und Magdalena Voglar.

Herzlichen Glückwunsch! 

Fotos: Markus Haub & Susana de Val