Sick Alps Ride Thru

7 Tage, 2500 Kilometer und vier Länder

Das war mal wieder so eine Reise, bei der einiges anders lief als geplant!

Ich wollte mich ab Donnerstag mit Porsche-Freunden zu der von Moritz (@flat6high5) organisierten SICK ALPS RIDE THRU-Tour im Engadin zu treffen. Diese war schon von langer Hand geplant. Weil aber das Wetter so schön war, beschloss ich spontan einen Tag früher zu starten. Schon mal Strecke und Station in Südtirol machen. Bissi relax und lecker essen. Urlaub halt.

Auch wollte ich im Anschluss an die Ausfahrt am Sonntag noch einen Tag dranhängen. Eine runde Sache also. Soweit der Plan. Dass ich erst am Dienstag heimreisen würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen. Aber mal der Reihe nach:

Tag 1 (Mittwoch): Von Mainz nach Ratschings in Südtirol


Auf dem Weg nach Südtirol mache ich einen Stopp in Kempten. Der Fotograf Sebastian Hofmann (@thehoffshot) hatte mir einige Tage zuvor geschrieben, um gerne mal mein Auto zu fotografieren. Und das passte jetzt ganz gut, denn sein Wohnort liegt auf dem Weg. 

Als mache ich mich ganz früh auf die Socken, um gegen 12h dort zu sein. Nach vier Stunden Fahrt komme ich halbwegs pünktlich an. An der Ampel nach der Autobahnabfahrt fängt jedoch der erste Gang wieder an zu mucken. „So ein Scheiß“ denke ich. Das alte Problem ist wieder da. Gut 2000 Kilometer war Ruhe. Ich kann es nicht fassen und merke, dass ich hier nicht weit kommen werde.  Es ist wohl wieder das Kupplungsseil. Wie durch ein Wunder stehe ich nahe einem Industriegebiet und direkt an einer Porsche Werkstatt. Der alte Werkstattmeister nimmt sich meiner an und freut sich, mal wieder an einem alten Auto schrauben zu dürfen. Er stellt das Seil nach und dann kann ich wieder weiter. Vielen Dank an dieser Stelle an das Porsche Zentrum Allgäu. Sonst wäre meine Reise hier wohl schon zu Ende gewesen.

Mit etwas Verspätung treffe ich bei Sebastian ein und wir fahren zu einem alten, verfallenen Fabrikgebäude in der Nähe. Eine perfekte Kulisse zum Fotografieren. Es ist ziemlich heiß und die Sonne knallt ganz schon. Nicht ideal eigentlich aber es sind ein paar paar schöne Schüsse entstanden.

Dann fahre ich Richtung Füssen und weiter über den Fernpass. Hier ist richtig viel los. Der Feiertag steht vor der Tür und die Wohnmobile rollen schon wieder. Und LKWs sowieso. Am Brenner ist dann noch ein Maga-Stau und mein erster Gang fängt schon wieder an zu mucken. Ausserdem wird es immer heißer und ich muss dringend tanken und aufs Klo. Nach einer gefühlten Ewigkeit läuft es besser und ich fahre an einer Raststätte raus, um mal zu verschnaufen und auch den Motor abkühlen zu lassen. 

Um 18 Uhr komme ich im Hotel an. Die Tenne Lodges liegt ausserhalb von Sterzing in Ratschings direkt gegenüber eines Skilifts. Das Hotel ist recht neu, sieht ziemlich groß aus, hat aber nur 35 Zimmer. Alles recht luftig also für den Gast. Viel ist heute nicht los und ich werde nett von Elena empfangen, die mir mein Zimmer zeigt. Mir bleibt auch noch Zeit ein Ründchen zu schwimmen und mich dann in den Jacuzzi, der in die Felsen gebaut ist zu setzen und die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen. Gegenüber auf der Wiese, wo im Winter die Skifahrer zur letzten Abfahrt ansetzen, grasen jetzt die Kühe und ich erhole mich von der stundenlangen Fahrt. Der Tag klingt beim Abendessen aus: es gibt Tagliatelle Nero di Sepia und Bio-Ochsenwange mit Vanille-Knoblauch Creme. Hmmmmmmm, das schmeckt!

Tag 2 (Donnerstag) : Sterzing- Scholl. Auf, zum Treffpunkt des Sick Alps Ride Thru


Nach dem Frühstück und einem zweiten Cappuccino auf der Terrasse starte ich in den Tag. Das Kupplungsproblem hat sich von selbst behoben. Vielleicht hängt es mit der Hitze zusammen. 

Zunächst geht es Richtung Innsbruck und den Jaufenpass (2094m).

Highlight wird aber das Timmelsjoch (2474m), welches ich im letzten Jahr schon mit dem Ferrari gefahren bin. Damals jedoch in umgekehrter Richtung. Auch hier, wo vor zwei Wochen noch bis zu 12 Meter Schnee lagen, ist ziemlich viel los. Radfahrer, Motorräder, Touristen halt. In einigen Kurven liegt noch immer recht viel Schnee. Die Kühe sind aber schon auf der Weide und rupfen am spärlich wachsenden Gras. Am Top Mountain Crosspoint mache ich Mittagsrast. Ein beliebter Treffpunkt für motorisierte Alpenfreunde. Ein Mofa und Vesparoller-Club macht Pause und auch eine BMW Z8 Gruppe hat ihre an die 20 Exemplare hübsch auf dem Parkplatz aufgereiht.

Auf der Abfahrt nach Sölden fängt es an zu regnen und auch der schöne Teil der Fahrt geht zu Ende. Weiter Richtung Schweizer Grenze und Reschenpass. Kurz vor Scuol kommt das Problem mit den Gängen zurück und ich kann mich gerade noch so auf den Parkplatz vor unserem Haus retten, welches wir für drei Tage gemietet haben. Die Kumpels sind schon da, haben den Grill angeschmissen und es sich gemütlich gemacht. Ich lade das Auto aus und trinke dann erstmal ein Bierchen.

Am Abend schaut Nicklas nochmal nach meinem Auto und forscht nach der Ursache. Ich bin froh, dass er dabei ist, denn er kennt sich super aus. Wir stellen das Seil nochmals nach, dann geht es wieder. Hoffentlich…

Tag 3 (Freitag). Scuol- Stilfser Joch- Scuol

8h Frühstück, 9:30h Start. Nach gemütlichen Fahrt geht es zum Reschenpass (1507m). Auf Parkplatz am Stausee bei der versunkenen Kirche, die als einziges Gebäude vor der Flutung des Dorfes nicht abgerissen wurde,  machen wir erste Pipipause.

Dann weiter hinauf zum Stilfser Joch, mit 2757 dem zweithöchstem asphaltierten Gebirgspass der Alpen. Hier sind wir leider nicht die einzigen. Der Verkehr ist brutal, fast wie im Himalaya bei der Besteigung des Mt Everest. Mein erster Gang kratzt wieder heftig und der Aufstieg wird zur Tortur. So wenig wie möglich schalten. Gut gesagt bei engsten Haarnadelkurven, Radfahrern und Gegenverkehr. An Stoppen und Fotos machen ist nicht zu denken. Oben angekommen erstmal auf den großen Parkplatz. Nicklas legt sich wieder unters Auto und dreht etwas am Seil. Ewig geht das nicht so weiter. Aber was will ich machen. Wir finden die Ursache nicht.

Auch die anderen bleiben nicht von Problemchen verschont. Mal streikt der Anlasser, die Batterie oder die Höhe macht den Vergasern zu schaffen und der Motor geht aus.  Alte Autos halt…

Die Mittagspause entstammt dem Kofferraum von Moritz und Kerstins 65er. Leckere Hirschwurst, Käse, Obst, Brot. Eine super Jause!

Bei der Abfahrt machen wir einen kurzen Schlenker zum Fotografieren, dann wieder zurück in die Schweiz.

Am späten Nachmittag sind wir zurück in Scuol und ich fahre kurz in eine Werkstatt, in welcher wir mal auf die Hebebühne können, um genauer nach der Ursache für das Problem zu forschen. Die Typen dort haben nicht so viel Ahnung. Eigentlich gar keine. Nicklas dafür um so mehr. Die Führung des Kupplungsseils könnte Teil des Problems sein, auch schiebt die Hülse an der es befestigt ist nicht ganz bis nach hinten. Wir stellen das Seil wieder nach. Zum vierten Mal nun schon. Ohje…

Am Haus angekommen ist erstmal Pause angesagt und wir haben noch Zeit ein Glas Wein am Brunnen zu trinken, bevor wir mit dem Bus ins Nachbardorf zum Essen fahren. Die Engardiner haben lustige Gerichte: Capuns, Pizzoccheri, Gerstensuppe!  Alles seeehr schmackhaft und nicht für Schlankschlemmer.

Am späten Abend kommt Susana pünktlich aus Zürich mit dem Zug an. Auf die Schweizer Bahn ist Verlass! Sie wird mich für den Rest der Tour begleiten.

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Tag 4 (Samstag): Scuol- Silvretta Hochalpenstrasse- Scuol


Heute geht es Richtung Osten nach Österreich, zur Silvretta Hochalpenstraße

Die Fahrt zieht sich etwas über Land und Tunnels, aber ab Ischgl wird es hübscher. Etwas weiter oben biegen wir rechts ab zum Kopssee, wo auch ein Gasthaus ist, um eine Tasse Kaffee zu trinken. 

Als wir los fahren komme ich nur bis vom Parkplatz runter, als es einen lauten Schlag macht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Kupplungsseil gerissen ist. Das ist mir nämlich schon mal passiert. „Das war’s“ denke ich. Die Reise geht hier zu Ende. Die ganze Gruppe macht wegen mir Zwangspause. Zu alle dem fängt es auch noch an zu regnen. Nicklas legt sich wieder unters Auto, um die Ursache zu prüfen. Tatsächlich ist es nicht das Seil, sondern ein gebrochener Spannstift am Kupplungspedal. Ein kleines simples Teil für 2 Euro hat sich soweit verbogen, bis es letztlich gebrochen ist. Das erklärt auch das Nachspannen des Seiles. Eine Reparatur ist hier oben nicht möglich. Also schwinge ich mich ans Telefon, um erstmal den ADAC anzurufen und den Abschleppwagen zu bestellen. Aber wohin sollen wir fahren? Es ist Samstag Mittag, aber vielleicht hat noch irgendwo eine Werkstatt auf. Ich freue mich sehr über die Hilfe aus der ganzen Gruppe, manche fragen im Gasthaus nach, fahren ins Tal zu einer Metallwerkstatt oder telefonieren mit Freunden, die helfen könnten. Das war wirklich super, vielen Dank an alle! 

Irgendwie war es mal wieder Glück im Unglück, dass wir hier am Rasthaus gestrandet sind. So konnte man die Wartezeit zumindest gut mit Kaffeetrinken überbrücken. Wenn das irgendwo am Berg gewesen wäre, eieiei.

Als der Regen aufhört kommt auch der Abschleppwagen. Er bringt uns in die Porsche Werkstatt nach Schruns. Das scheint die beste Adresse in der Nähe zu sein. Mit dem gelben Engel kommen wir in den Genuss die Silvrettastraße komplett zu fahren, noch dazu mit super Blick aus dem LKW Cockpit. Der Rest der Gruppe darf auf eigener Achse fahren und holt uns auch bald mit großem Hallo ein. 

Unser Porsche wird auf dem Gelände der Werkstatt abgeladen und bleibt hier bis Montag stehen. Erst dann werden wir erfahren, wie es weitergeht. Hoffentlich dauert die Reparatur nicht allzu lange.

Vom ADAC bekommen wir einen Leihwagen, den wir in Dornbirn abholen. Ein Dacia Duster Stepway. Was für ein Ersatz! Egal, er fährt. Und er fährt uns auch pünktlich zum Abendessen zurück nach Scuol. Bis auf das kleines Detail verläuft die Tour also nach Plan! 🙂 

Tag 5 (Sonntag): Scuol – Julierpass- Sankt Moritz. Die Tour geht weiter im Sandero…

Wir lassen den Morgen gemütlich angehen. Gestern ist es noch spät geworden. Die Gruppe teilt sich heute, die meisten reisen zurück nach Deutschland. Susana und ich hatten für heute noch eine schöne Tour geplant, die wir nun hat mit dem Sandero fahren. Über den Flüelapass nach Davos. Dann weiter über den Julierpass. Das Wetter ist fantastisch und die Strecke traumhaft schön. Auch kommen wir am Juliertheater vorbei. Ein 35m hohen Holzturm, der für drei Jahre in die Bergwelt gebaut wurde, um im Sommer Tanz- und Balletvorführungen zu zeigen. Kultur à la Swizerland. Das Ding steht wie ein Raumschiff in der Landschaft, wirklich ein besonderes Erlebnis es zu sehen. Man kann auch reingehen und die Blick von der obersten Etage aus jedem der Fenster in die Landschaft schweifen lassen. 

Weiter nach Silvaplana und Sankt Moritz. Hier fahren wir kurz mal durch, um su schauen, wo wir heute nicht einkaufen gehen. Bulgari, Gucci und Co. Unser Duster fällt gar nicht unangenehm auf! Weiter vorbei am Cresta Run und dann hinunter in Richtung Bernina Pass (2235 m). Hier, wo Europas höcht gelegene Alpenüberquerungsstrecke ist, ist heute nichts los und so haben wir die Strasse und den Blick auf den Gletscher fast für uns alleine. Im September werden hier wieder die alten Rennwagen beim Bernina Classic Weekend die Kurven kratzen. 

Am Nachmittag kommen wir in Zuoz, etwas nördlich von Sankt Moritz an. Das Hotel Castell ist von 1914 und wurde vor einigen Jahren grundlegend renoviert. Die Zimmer sind von zwei verschiedenen Architekten minimal gestaltet und die Hotelarchitektur wird von Kunstinstallationen bespielt, die eigens für die Örtlichkeiten geschaffen wurden.  Die Sammlung der Besitzerfamilie Bechtler, die das Hotel 1994 übernommen hat. Eine ganz besondere Kombination aus Tradition und Moderne. Vor dem Haus steht ein Turm von James Turrell, in dessen Innerem bunte Farben den nach oben hin offenen Raum beleuchten. Die Sitzbänke sind sogar beheitzt, um ihn auch im Winter zu besichtigen und beim Sternegucken nicht zu frieren.

Nach einem Schluck Gekühltem auf der Terrasse, haben wir noch Zeit für eine Runde im Hamam. Da kaum Gäste im Hotel sind, sind wir mal wieder komplett alleine und könne die orientalische Baseoase in Ruhe ausprobieren, bevor wir zum Abendessen gehen. 

Ein ganz besonders schöner Ort ist auch das kleine Suanahäusschen neben einem Teich, welches man hinter dem Haus findet. Man kann es zu jeder Tages- oder Nachtzeit buchen, muss nur 90 Minuten vorher Bescheid geben, damit es aufgeheizt werden kann. 

Tag 6 (Montag): Zuoz- Schruns. Wird der Porsche wieder fit??

Um 7:30h rufe ich in der Werkstatt an. Der Meister hat mein Auto schon stehen sehen und will sich die Sache mal anschauen. Um 10 Uhr rufe ich nochmal an. Es soll bis Mittag fertig sein. Das sind gute Nachrichten! Aber ob wir es noch bis am Abend nach Frankfurt schaffen, von wo Susanas Flieger geht ist fraglich. Wir müssen einen Plan B ausarbeiten. 

Als wir in Schruns ankommen, ist das Kupplungspedal repariert, jedoch muss das Seil noch weniger Spannung bekommen, um richtig kuppeln zu können. Also  noch mal auf die Hebebühne. Um 15h ist alles fertig. Allergrössten Dank an die Porsche Werkstatt von Rudi Lins für die tolle und rasche Hilfe!!!

Weil das Wetter gar so schön ist und wir es nicht mehr rechtzeitig bis nach Frankfurt schaffen können, entscheiden wir uns, den ganzen Tag im Montafon zu verbringen, buchen ein Hotel in Gaschurn und genießen den Tag. Und wie!

Nach einer Stärkung ist auch die größte Hitze vorbei und wir fahren rauf zur Mautstation der Silvretta Strasse auf 1051m. Wo wir zwei Tage zuvor mit dem Abschleppwagen runter gefahren sind, zwirbeln wir nun die knapp 1000 Höhenmeter hinauf zum Stausee auf 2032m und genießen den Blick auf den Piz Buin. Es ist unglaublich leer hier. Klar ist es schon Nachmittag, aber ich verstehe nicht, wieso manche Pässe total überlaufen sind, andere total verlassen. Das war übrigens schon am Samstag so.

Zurück am Hotel und haben den genialen Plan am späten Abend noch mal die Silvretta hochzufahren, um ein paar Fotos zu machen.  Es ist ja noch lange hell und die Strasse ist immer geöffnet. 

Silvretta bei Nacht…

Die Stimmung ist einzigartig. Hier oben ist jetzt niemand mehr. Nur noch ein paar Kühe überqueren in der Dämmerung schlaftrunken die Strasse und wir haben genügend Zeit zum fotografieren. Bis 22 Uhr bleiben wir und machen uns dann wieder auf ins Tal, um im Dorf noch eine Pizza zu essen. Im einzigen Restaurant, welches noch geöffnet hat. 

Tag 7: Schruns- Mainz. Die Heimreise

Heute reisen wir endgültig ab. Schade eigentlich, denn uns gefällt es prima. Wir machen noch einen Schlenker durch das Silbertal, über Sankt Bartholomäberg und dann ins Tal auf die Autobahn.

In brütender Hitze und mit offenem Fenster geht es Richtung Frankfurt. Durchgeschwitzt, aber pünktlich setze ich Susana am Flughafen ab und fahre weiter nach Mainz, wo der Porsche jetzt erstmal wieder Pause hat. 

Fotos: Susana de Val & Markus Haub

2022__Sick Alps Level 2: Frankreich

2020__Sick Alps Level 1: Großglockner