Der zweite Stopp der 2024 Luftgekühlt Europa-Tour war nun in Kopenhagen. Die weite Anreise hat sich gelohnt, schon das Pre-Event bei sommerlichen Temperaturen am Freitag Abend im Meatpacking District war ein Highlight und die Early Bird Tour über die Öresundbrücke nach Schweden unvergesslich. Am Samstag dann das eigentliche Treffen am Flughafen mit 270 Fahrzeugen und 1500 Zuschauern.
Die ganze Sache startete also auf dem ehemaligen Schlachthofgelände Kødbyen am Freitag Abend. Nach und nach strömten luftgekühlte Porsche aller Modelljahren auf den riesigen, trendigen Industriekomplex und parkten kreuz und quer zwischen den Gebäuden mit Bars, Restaurants und Galerien. Hier, wo am Wochenende sowieso viel los ist, war es nun proppenvoll und die Stimmung war bombastisch.
Am Samstag ging es früh raus, um 5 Uhr klingelte der Wecker, denn eine Sonnenaufgangs-Tour über die Öresundbrücke -die Dänemark mit Schweden verbindet- stand auf dem Programm. Knapp 200 Autos versammelten sich gegen 6 Uhr auf einem Parkplatz in der Nähe der Tunneleinfahrt und kurz darauf ging es auch schon auf die ca 16 Kilometer lange Strecke und zurück. Im zweispurigen Pulk blockierten wir zeitweise die Straße und einige Pendler wunderten sich sicher etwas über das Spektakel, welches so wohl aber nie wieder vorkommen wird. Die aufgehende Sonne tränkt die Szenerie in orangenes Licht, als wir die knapp 8 Kilometer lange Brücke überfahren. Die Mautgebühr von 121 Euro brauchen wir nicht zu bezahlen und den Reisepass müssen wir auch nicht vorzeigen. Wir fahren einfach im Pulk am Schalter vorbei und dann wieder zurück nach Dänemark zum Flughafen, wo LuftCPH stattfindet.
Die Organisatoren Jeff Zwart und Patrick Long hatten gemeinsam mit ihrer dänischen Crew alle Hände voll zu tun, die ankommenden Autos auf dem Areal zu verteilen und optisch maximal in Szene zu setzen. Das ist nunmal das Konzept der Veranstaltung. Mittelpunkt ist das Vilhelm Lauritzen Terminal von 1939, ein Meisterstück des dänischen Modernismus. Dieses musste 1999 dem ursprünglichen Standort weichen und wurde kurzerhand in Teilkomponenten zerlegt und einige Kilometer weiter wieder originalgetreu aufgebaut und dient seitdem als Ort für Veranstaltungen oder Staatsbesuche.
Unter dem Vordach am Haupteingang stand heute auf einem Holzpodest ein indischroter 959S, ging man durch die Drehtür ins Innere, erschloß sich die ganze Schönheit der ehemaligen Ankunftshalle und man konnte die fallesamt silbernen Porsches bestaunen, die wie zufällig drapiert zu sein schienen. 356 Speedster, Coupé, 904 Carrera GTS oder 911F-Modell. Auf der hinteren Seite des Gebäudes stehen weitere Highlights in Form eines 914/6, 911 RSR, 934 Flachschnauzer oder 962 im Jägermeister Dress. Daneben ein 917 von David Piper. Und auch ein Flugzeug mit Porsche 3,2 Liter Boxermotor Motor gab es zu bestaunen. Eines von nur 40 jemals gebauten Mooney M20L PFM.
Im angrenzenden Hangar mit Holzgewölbe wurden weitere Highlights zur Schau gestellt. In der Mitte ein blauer 550 Spyder und an den Seiten einige 356er, einige als Knick- oder sogar Geteiltscheibe. Auch der erste 1965 nach Dänemark ausgelieferte 911er war zu sehen.
Wir parkten mit der Gruppe der von David Campo gegründeten Roughneck Brigade vor den Food-Ständen mitten im Geschehen und kamen so mit allerlei Besuchern ins Gespräch. Überhaupt war es prima, so viele Porsche und dazugehörige Fahrer aus Norwegen, Schweden, Polen, Litauen, den USA oder Dänemark zu treffen, die man bei uns in Deutschland nicht so oft zu sehen bekommt. Es war international.
Ein ziemlich besonderes Ausstellungsstück stand direkt neben unserer Reihe von 911ern. Der sandfarbene Carrera 3.0 IROC RSR von 1974, der einst von Emerson Fittipaldi gefahren und danach irgendwann in den Besitz des kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar gelangte, der ihn umbauen ließ. Inzwischen ist er wieder im Originalzustand und von den Kokainspuren befreit.
Der Nachmittag verging im Fluge und auch Zeit für ein kleines Nickerchen im Schatten eines Baumes blieb, bevor um 17h Schluß war und der Abbau und Abtransport der Fahrzeuge begann, bzw für die dann doch eher etwas maue After Partry umgebaut wurde. Spät wurde es nicht bei uns und wir freuten uns auf den nächsten Tag, an dem wir noch etwas mehr von dieser fantastischen Stadt Kopenhagen sehen konnten. U.a. auch die berühmte von Arne Jacobsen gestaltete Tankstelle von 1937, an der wir auf unserer Heimreise noch kurz Stopp gemacht haben.
Fotos und Text: Markus Haub & Susana de Val