Tour de la Baguette #3

Die dritte Ausgabe unserer „Tour de la Baguette“ führte in den Süden Frankreichs. Kilometermässig nochmal üppiger als die Fahrt im letzten Jahr, ca 1500 Kilometer sollten es bis zum Ziel am Strand von La Seyne-sur-Mer an der Côte d’Azur werden und dann noch einmal soviel zurück. Leckeres Essen und schöne Landschaften standen wieder auf dem Programm… und auch das Französisch ein wenig aufzupolieren. Voila!

Jan hatte die Route minutiös geplant und in ein klasse Roadbook gepackt. So ging keiner verloren und alle Infos waren immer zur Hand. Erster Stopp und Mittagspause war in Gueberschwihr im Elsaß. Im „La Belle Vue“ gabs zum Essen den ersten Cremant und dann nur noch eine kurze Weiterfahrt bis zum Hotel in Rouffach. Am Nachmittag stand noch ein bisschen Kultur mit dem Besuch des Musée National de l’Automobile Collection Schlumpf auf dem Programm, welches immer eine Reise wert ist. Bugattis ohne Ende und auch andere Kuriositäten und rare Stücke sind aufgereiht in der endlos großen Halle. Mann kann sich sogar mit dem Bimmelbähnchen durch die Gänge fahren lassen, dass spart Schuhsohle und Kalorien. 

An Tag zwei war Strecke machen angesagt. Ein gutes Stück Autobahn durch die Schweiz bis zum Genfer See. In Nyon dann zur Abwechslung mal die Berge hinauf über kurvige Straßen nach Saint-Cergue und bis zur französischen Grenze in La Core. Nach dem Mittagessen über Gex wieder hinab und schließlich weiter bis nach Le Sappey-en-Chartreuse bei Grenoble, wo wir einen wunderbaren Aufenthalt im Hôtel Les Skieurs verbrachten. Wir waren die einzigen Gäste und wurden richtig verwöhnt. Aperitif auf der Terrasse mit Blick auf die Berge und ein tolles Menü im gemütlichen Gastraum des Chalets mit beachtlich ausgestattetem Nachtisch- und Käse-Wagen zum Auswählen desselben. Highlight aber ist die Führung durch die Garage des Besitzers, der hier einen Teil seiner sehenswerten Oldtimersammlung stehen hatte.

Am nächsten Morgen besuchten wir Sylvie von Triniane Racing, die uns ihre Garage zeigte, wo eigene Fahrzeuge und die von Kunden stehen. Auch die Werkstatt im Dorfzentrum, wo alles 1964 mit Alpine begann, aber schon seit langem an Porsche geschraubt wird. Ihr Sohn Tailler gewann am Vortag ein Rennen bei der Rallye des Vins Mâcon VHC auf seinem Porsche Carrera RSR 3.0 und lässt für uns den Motor nochmal an, so dass der Putz von den Wänden fällt und Flammen aus dem Auspuff schlagen. Die Nachbarn sind es wohl schon gewöhnt. Auch an einem Pfingstmontag! 

Die Zeit drängte etwas, denn wir hatten noch gut 200 Kilometer zu fahren, gespickt mit allerlei Natursehenswürdigkeiten. „Through the wild Curvistan“ steht im Roadbook und so war es dann auch. Die sich durch die Gorges de la Bourne schlängelnde Straße verläuft windungsreich mit Tunneln und krassen Überhängen. Höher als 3,5m sollte man hier nicht sein, sonst kratzt man an der Kalksteindecke. Weiter ging’s über die „Route de Combe Laval“  und den 1015m hohen Col de la Machine. Wer über die Brüstung blickte, sah senkrecht in 600m Tiefe den Bachgrund. Spontane Mittagsrast machten wir im „Cabane Cafe“ bei Choranche. Das etwas skurrile, hippie-artige Hüttendorf im Berlin Style entpuppte sich als wunderbare Picknick-Oase mit Würsten, Käse, Pasteten und frischem Brot. Wasser aus dem Brunnen und Kaffee gabs auch. Ein echter Geheimtipp.

Mit dem Col de Rousset überschritten wir die Klimagrenze zu den trocknen, sonnigen Südalpen. Und tatsächlich wurde es immer wärmer und es roch nach Urlaub. Lorenz kaufte auch noch etwas gefrorenen Brokkoli, um seine Kühltasche zu bestücken. Der war günstiger als die Eiswürfel. 

Über Die und Saillans erreichten wir den Col de la Chaudière und schließlich unser Ziel, das Hotel „Ferme Chapouton“ in Gringan. Es liegt am Rande des Dorfes und ist ein schick umgebauter Bauernhof aus dem Jahr 1760 mit Pool, der uns etwas Abkühlung vor dem Abendessen verschaffte. 

Es fiel schwer unsere Unterkunft zu verlassen, so schön war es hier und so lecker das Frühstück. „Wir kommen wieder“ beschlossen wir und machen uns auf den Weg zur Etappe 4. Von Grignan nach Fontaine de Vaucluse. Es ging über den Col de la Madelaine (1993m) über wunderschöne Straßen, die auch bei den Radlern sehr beliebt sind, denn hier ist die Tour de France Dauergast. So auch wieder im Juli diesen Jahres. Vorbei am Mont Ventoux und weiter durch die Georges de la Nesque, einer tief eingeschnittenen Schlucht mit tollen Ausblicken. Unsere Unterkunft in Fontaine de Vaucluse heisst „Hotel du Poète“ und wir hatten es mal wieder gut getroffen. Die ehemalige Mühle ist umgeben von Wasser, überall im Garten plätschert es und blubbert und der Pool kam mal wieder sehr gelegen. Während die Motoren von der langen Fahrt abkühlten, machten wir es uns dort bei einem Bierchen bequem und inhalierten den Duft von Jasmin. Wir blieben hier zwei Nächte, Christoph musste aber schon früher abreisen, so das sich die Gruppe etwas dezimierte. Aber das ist auch Teil der Tour de la Baguette. Man kann ein uns aussteigen, wann man möchte. 

Der Folgetag war etwas ruhiger, wir erkundeten die Region, fuhren zur Abtei von Sènanque -ein Kloster des Zisterzienserordens, welches 1148 gegründet wurde- und bewunderten die schlichte, schmucklose und dennoch wunderschöne Architektur. und genossen die Kühle im Innern. Statt nach Gordes fuhren wir nach Murs zum Mittagessen. Das schien uns weniger überlaufen zu sein und einen Parkplatz zu bekommen war hier kein Problem. Nicht auszudenken, wie das hier im Hochsommer zugeht… Auf dem Rückweg noch einen Abstecher nach L’Isle-sur-la-Sorge, dem Venedig der Provence. Es war 35 Grad im Schatten und wir verkürzten den Rundgang etwas. Vorbei an der Eisbude und auf dem Marktplatz noch einen Kaffee und dann zurück zum Hotel. 

Eigentlich waren wir startklar am nächsten Morgen, aber der Nachbar entdeckte unsere Autos und lud uns zu sich auf das benachbarte Firmengelände ein. Der hieß Yannick Panagiotis und betriebt mit Panasport einen Rennstall der Extraklasse. Uns gingen die Augen über, was hier vor und in den unscheinbaren Hallen alles rumstand. In der Werkstatt ein F40, Renault Clio Sport oder 911. Sein Sohn ist 15 und fährt und schraubt seit 5 Jahren schon an seinem eigenen 3er BMW. Nebenan las Lager mit weiteren Fahrzeugen. BMW M1, Lancia 037, ein Delta Rallye Safari , Peugeot 205 T16, Lancia Stratos, verschiedene Ferrari, De Tomaso Pantera, Matra oder Alpine. Aber auch französische Brot-und Butter Autos, eine tolle Mischung!  Und dann noch eine Modellauto-Sammlung vom Allerfeinsten. Die Jungs hier sind völlig verrückt, fahren mit einem Chevy Camaro in der EuroNASCAR oder sind bei der Paris Dakar Classic oder anderen Rallye am Start. Wir bedankten uns für die tolle Tour und Einblick und starteten mit etwas Verspätung in den Tag. Es war der sechste und letzte Tag der gemeinsamen Tour und es ging endlich an Meer. 

Über die Autobahn geht es durch oder an Marseille vorbei, was ziemlich anstrengend war. Vielleicht waren wir den Verkehr nach den eher einsamen letzten Tagen nicht mehr gewöhnt, vielleicht liegt es aber auch an der Fahrweise der Südfranzosen. Ziel zur Mittagspause war Cassis. Nach etwas längerer Parkplatzsuche fand jeder irgendwo einen Abstellplatz und nach einem Spaziergang durch den malerischen Hafen auch einen Platz im Restaurant. Blick auf die Boote und den Tagesfang, den uns die Chefin lang und breit anpries. Wir entschieden uns für was anderes, was auch ok war. Hauptsache Fisch. Höhepunkt des Tages sollte die Fahrt über die Route de Crêtes sein. Die Küstenstraße verläuft durch den Nationalpark Calanques vorbei an den höchsten Steilklippen Frankreichs mit tollem Blick aufs Meer. Leider gingen Lorenz und Armin im Verkehr und den Wirren der Navigation verloren und fuhren direkt zum Hotel. So bleiben nur zwei Autos übrig und mussten als Fotomotive herhalten. 

Am Nachmittag kamen wir dann auch am Ziel unserer Tour de la Baguette #3 an. Das Hotel Georges Sand, direkt am Strand von Sant Elme in La Seyne nur Mer gelegen. 

Nach gemeinsamem Abend war die sechstägige Tour zu Ende und jeder startete für sich die Rückfahrt. Direkt oder auf Umwegen. Einige Ideen für das nächste Jahr gibt es schon. Aber noch bleibt ja etwas Zeit…. 

Die Weiterreise:

Wir entschieden uns für die Rückreise über die Route des Grandes Alpes und fuhren zunächst ein Stück an der Küste entlang und dann Richtung Norden in die Berge, um unseren Freund Axel in Tourette zu besuchen und dann noch ein Stück weiter nach Seillans zu fahren. Wir blieben im Hotel Deux Rocs und  hatten dort ein wundervolles Abendessen auf dem Platz davor unter den alten Plantanen. Der Dorfbrunnen plätscherte und kühlte die Weinflaschen. 

Weiter ging die Tour über Séranon, dann Sigale und den Col se Raphaël und die spektakuläre Georges suprés du Cian nach Beuil und über den Col de la Bonnette, der mit 2715 einer der höchsten in den Alpen ist. Eine zusätzliche zwei Kilometer lange Ringstraße führt sogar noch höher und ist mit 2802 Metern der höchste befahrbare Punkt. Dann hinab nach Jausiers, wo wir in der Villa Morelia Rast machten und von dort am nächsten Tag über den Col de Vars , die Combe de Queyras über den Col d’Izoard (2360) bis zum Col du Galibier (2642m) fuhren. Nach einer weiteren Übernachtung ging es zum letzten Pass- dem Col de lÌseran– dem mit 2764 m höchsten Gebirgspass und weiter über Val d’Isère nach Albertville und nach Megève, unserem letzten Ziel im Hotel L’Alpaga. Am letzen Tag über die Autobahn zurück nach Mainz. Geschafft!

Fotos und Text : Markus Haub & Susana de Val

Tour de la Baguette #1

Tour de la Baguette #2